Tot den Ähms

Was ist das eigentlich ääähm?

Neulich sass ich in einem Vortrag und bemerkte schon nach kurzer Zeit dieses verzweifelte hörbare Zwischen-Schnappen des Redners. Und wie es so ist mit philosophierenden Menschen, suchte ich nach einer logischen Erklärung dafür, statt dem eigentlich spannenden Thema zu lauschen. Naja eigentlich ist ja eigentlich auch so eine unnötige Wortschöpfung, aber darum solls hier nicht gehen.

Dieses Ähm erinnert mich an ein schnelles Luftholen (nur vom Klang), oder ein ausgedehntes Ausatmen. Was wir tun, wenn wir in Stress kommen.  Wir schnappen. Wir blockieren die Atmung und sie wird hörbar, wenn wir dann wieder beginnen zu atmen, bevors knapp wird. Dann überschlägt sich auch gerne mal die Stimme und wird hoch. Ist mir grad kürzlich wieder passiert, bei einem spontanen Vortrag vor einer Gruppe. (als ob ich nicht atmen könnte).

Zurück zum Ähm, auch das hab ich bei mir beobachtet, auch bei grosser kurzzeitiger körperlicher Anstrengung. Das ist ja auch eine Art Stress. Auch in der Yogastunde sehe ich dieses Phänomen oft. Leute, die eine schwierige neue Körperübung probieren, halten spontan den Atem an, dann geht die Kraft aus und die Übung gelingt nicht. Atmen sie bequem weiter ist es einfacher.

Wir tun dies auch in Schockmomenten «mir stockt der Atem». Mit einem bewustem Atemzug kann ein überraschter Mensch den Halt zurück gewinnen. Darum säufzen wir (blockierter Atem raus, neue Luft ein).
Seufzen ist mit dem ähm verwandt. Nur dass wir das dann geniessen.

Wieso lehrt man die armen nach Luft und Worten ringenden Redner also nicht, die Schultern nach unten zu schieben (was dem Körper Entspannung signalisiert) und einmal tief zu atmen, wenn ein Wort fehlt oder man etwas Zeit gewinnen will.

Eine bewusste Sprech- bzw. Lautgeb-Pause kann sehr wirksam sein.

1. Der beruhigende Moment für den Sprecher selbst
2. Schaffen Pausen, die Möglichkeit, das Publikum zu fesseln. Die unausgesprochene Message in dieser Pause ist: „Achtung jetzt kommt was“
3. Bekommt die Rednerin zusätzliche Aufmerksamkeit, weil die Hörer nicht mehr mit Ähms zählen beschäftigt ist.

Wenn Du vor Leuten reden musst, hab einfach Mut zur kurzzeitigen Stille und atme tief (in den Bauch, nicht in die Schultern). Konzentriere dich aber auf das Ausatmen, das bringt Ruhe. Es entstehen weniger Ähms aufgrund von hastigem Luft- und Wortmangel.

Ich übe das übrigens im Dialog zwischen mit einem anderen Mensch, dort entstehen durch kleine Pausen oft ungeahnte Antworten. Und ich habe genug Ruhe meine ähms zu beobachten. Es ist wie alles im Leben, Training.

Ein Ähm entsteht also, wenn man hastig atmet und redet gleichzeitig. Man kann sich aber einfach für eins von beidem entscheiden. Atmen, sprechen, atmen, mir bringt das unglaublich Ruhe. Aber ich übe noch.

Wie werdet Ihr die Dinger los?

Jetzt habe ich etwas dazu entdeckt 30.08.10 Das Geheimnis des Stammelns, was die Forschung dazu sagt. Artikel in Süddeutsche.

4 thoughts on “Tot den Ähms”

  1. Ich glaube dieses Ähm ist ein äußerst wirksames rhetorisches Mittel aus der schwarzen Trickkiste, das viele von uns inzwischen unbewusst anwenden.

    Im Dialog gilt doch ein Höflichkeitsgebot, man darf den anderen nicht unterbrechen. Wenn ich hörbar (also durch ein ähm) noch nicht fertig mit Sprechen/Denken bin, darf mich der andere nicht unterbrechen.

    Einige Menschen gewöhnen sich dann diese ähms an und setzen sie immer und überall ein, um ihre «Redeerlaubnis» auch möglichst lange zu halten. Zu dumm, dass das antike «aptum» – die Angemessenheit – über all dem Taktieren zu kurz kommt. Was uns im Dialog nicht stört, wird im Monolog schnell zur Qual und verführt dazu, Strichlisten zu führen.

    1. @stephan das hat was, genau. Im Dialog füllt das die Pausen. Ich muss mal drauf achten, ob die ähm-nutzenden Menschen auch dazu neigen, wenig Antworten einzuräumen. Sehr spannende Idee. Danke.

  2. Hypothese: Bei «Ääähms» denkt der Kopf nach.
    Gegenbeweis: Wenn viele «Ääähms» = viel Nachdenken = gescheiter, dann müsste Boris Becker der gescheiteste Mensch sein… 😉

    Es gibt im Englischen einen ähnlichen Ausdruck, der mich genauso stört. Es ist «You know…»

    Tipp: Zählen Sie die «Ääähms» und bei 50 schreien sie laut: «Ääähm Bingo!» 😉

    1. @Mex ah so ging das Bingo damals stimmt. Das kam immer im Westfernsehen drum kenn ichs nicht so genau 😉 und ja «you know..» passt zum schwäbischen «Weisch..» und zum Schweizerischen «oder..»

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