Ohne Vision zum Ziel

Frage: Wo siehst Du Dich in 3 Jahren, was ist Deine Vision?
Antwort: Äähm, ja, also.., keine Ahnung, ist mir egal.

Diese flapsig anmutende Antwort ist von mir. Dabei ist sie nicht oberflächlich und gleichgültig, wie der Fragende interpretieren könnte. Genau genommen ist sie das Ergebnis jahrelanger Arbeit an meinen eigenen Denkstrukturen.

Im Yoga und auch in verschiedenen Religionen, in denen Meditation praktiziert wird, gibt es ein einziges
grosses Ziel. Selbstverwirklichung (Samadhi) heissts in der Yogaphilosophie. Damit ist keineswegs ein besonderer Job oder ein riesiges Haus gemeint, sondern das Ruhen des Geistes, damit der Mensch sein wahres Wesen erkennen kann und darin verweilt. Dafür braucht es ständiges Üben ohne Fokus auf das Ziel. Der Suchende erlernt, u.a. Konzentration und seine Gedanken zuerst zu beobachten und später, sie abzuschalten. Sind sie einmal ruhig geworden, ist man im Hier und Jetzt präsent. Es beginnt die eigentliche Meditationspraxis. Einssein mit dem Universum, mit dem Meditationsgegenstand, mit der Lebensenergie, oder der göttlichen Kraft (je nach Religion oder Verständnis).

Das eigentliche Ziel dahinter:
Im Moment des Todes, in diesem Überbewusstsein zu weilen, ohne gedanklich (an Weltliches z.B.) gebunden zu sein und somit Maha-Samadhi (Maha bedeutet in etwa: gross) zu erreichen. (Dazu später hier mal mehr)

Lieber im Hier und Jetzt zufrieden, als Visionen
Lieber im Hier und Jetzt zufrieden, als Visionen

Das ist nicht einfach von heut› auf morgen erlernbar, schon weil unsere Gedanken auf Ziele und Zukunft trainiert sind. Das ist unsere westliche Kultur. Manche Menschen üben lebenslang und andere erhaschen gleich zu Beginn einen meditativen Zustand. Leider fehlen mir die Worte zum beschreiben. Weil es ein gedankenloser Zustand ist, kann man sich während der Meditation keine Notizen für spätere Erklärungen zurecht legen.

Nun übe ich seit Jahren, Konzentration und den Fokus auf das Hier und Jetzt, und ganz nebenbei sind mir dabei unnütze Visionen abhanden gekommen. Gierige Wunschvorstellung, was alles noch schöner sein könnte zum Beispiel. Ich praktiziere das Zufriedensein und Flexibilität für die äusseren Umstände, denen ich mich am Liebsten einfach anpassen können möchte.

Das heisst nicht, das mir die Dinge gleichgültig sind und ich keine Ziele hab. Aber diese sind eher geistiger Natur: Ich wünsche mir, irgendwann immer aus dieser Mitte heraus agieren zu können.

Ich hab also doch eine Vision, aber diese Antwort passt nicht auf die obige Frage, glaub.

PS: Aus dieser Kraft heraus kann man sich auch für eine Verbesserung einsetzen. Denn zu tun gibt es noch genug weltweit. Über diesen vermeintlichen Wiederspruch schreib ich demnächst mal hier.

9 thoughts on “Ohne Vision zum Ziel”

  1. Gefällt mir der Ansatz. Aber ist das nicht auch eine Vision? Ich sehe das so. Spielt aber eigentlich keine Rolle wie es genannt wird solange es funktioniert.

  2. Liebe Su,

    Du hast eine feine Beobachtungsgabe – und um Beobachtung geht es bei Visionen ja auch: die Vision als Erscheinung, als Bild einer (möglichen) Zukunft. Dass es dabei im Erfüllungsfalle weniger um das Sicht- als viel mehr um das Fühlbare geht, das lese ich aus Deinen Zeilen heraus.

    In meiner Tätigkeit als Mentaltrainier habe ich diese Erfahrung ebenfalls gemacht. Erst wenn es dem Sportler (gilt natürlich auch für Nicht-Sportler) gelingt, seine Zielvorstellung mit einer Emotion zu verknüpfen, schöpft er Kraft aus zukunftsgerichteten Vorstellungen.

    Das Gefühl ist im Gegensatz zu den in Managementliteratur und -seminaren gepredigten Zielfaktoren (Inhalt, Ausmaß, Zeitpunkt) eben (noch?) nicht messbar. Ich wünsche Dir, dass Dein Blogpost einige Leser dabei unterstützt, neben dem Messbaren auch das Fühlbare in die Betrachtung ihrer möglichen Entwicklung mit einzubeziehen (Vision einer Emotion).

    1. oh ein Kommentar vom Fitness- und Motivations-Meister persönlich. Dankeschön lieber Oli, wär sicher spannend mal unsere Arbeit zu verbinden, mit Visionen als Kraftquelle und ohne als Meditations-Ruhe-Pol.

      Und für Euch: Olis Blog ist ein echtes Highlight: tweettroy.wordpress.com/

  3. «Wenn ich einmal gross bin, dann….» dazu grosse, strahlende Kinderaugen … Warum hören wir auf, Visionen, Wünsche, Träume wie ein Kind zu haben – etwas «zu sehen», dass man sich unbedingt wünscht, worauf man sich im Hier und Jetzt schon freut? Und dies ganz bewusst! Und nebenbei können wir ganz easy in der Gegenwart das geniessen, was man sich eben als kleines Kind gewünscht und ausgemalt hat. Ich glaube, es ist die Kombination daraus! Und sie funktioniert! 🙂

    1. Wenn ich mal groß bin, dann werde ich ich. Ich tue das, was mir am Herzen liegt, und andere Menschen erkennen, daß das gut ist und bezahlen mich dafür. 😉

      1. yess, dann werde ich ich #ilike naja über das mit dem bezahlen müssen wir nochmal reden, denn Du tust ja auch ganz viele Sachen, die nicht unmittelbar bezahlt werden, hoffentlich ;D

  4. au ja leuchtende Kinderaugen finde ich auch schön, vorallem wenn Erwachsene diese noch haben. Ich möchte viel mehr weg von den Dingen, die man alles auch noch haben wollen könnte hin zur Freude an dem was ist (oft sind das ja schon genau die erfüllten Kinderwünsche) und man muss nicht gleich wieder die nächsten fokussieren. Mich motivieren heute noch die Wünsche aus Kindertagen, zum Beispiel Glücklichsein.

    So wie auch Oli sagt, kann eine Vision zusammen mit dem entsprechenden Gefühl (Überzeugung) auch ein riesen Motivator sein.

    Ich persönlich stelle aber fest, dass ich meine Kraft aus dem täglichen Leben ziehe. Und das scheint mir ein Ergebnis aus der Yoga-Praxis, das ist keinesfalls ohne glänzende Augen.

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