keine Zeit, keine Zeit

… totale Hektik weit und breit,
jeder ist auf seinem Trip,
kriegt die andern gar nicht mit…

treffender wie die Teenie Band aus den 90ern kann ichs nicht sagen.

Wie oft höre ich, ich hab keine Zeit: zum Bloggen, für Sport, für Freunde, Familie, für mich.

Obwohl mich das Thema Zeit schon lange fesselt, hab ich letzte Woche etwas gelernt. Ich sass beim Abendessen mit Freunden. Wir lachten, redeten und einer der Gäste schielte immer wieder aufs Handy, um auch zu sehen, was im Internet lief. Es ist ja nur ein Tweet hier, ein Kommentar dort und doch wurde mir etwas klar. Wenn wir nicht aufmerksam sind, verschwenden wir unsere Zeit. Wir sind bei keiner Beschäftigung wirklich dabei. Unkonzentriert hetzen wir durch den Alltag. Es hätte genauso gut ich sein können. Im Meeting zum Beispiel, halb zuhören und im Laptop ein paar halbe Tasks erledigen.

keine Zeit dank fehlender Aufmerksamkeit

Bildquelle: Scratchbook.ch

Ich glaube, wir haben keine Zeit, weil wir nicht aufmerksam sind. Gegenüber der Zeit, gegenüber dem was wir gerade tun, gegenüber den Menschen am Tisch. Wir verschwenden die Zeit, als hätten wir unendlich viel davon. Haben Angst etwas zu verpassen.

Vom Yoga lerne ich, dass ich eigentlich gar keine Zeit besitze. Das Leben findet genau in diesem jetzigen Moment statt. Der Yoga lehrt, genau diesen Moment zu er-leben, sich zu fokussieren. Und zwar auf genau das, was ich gerade tue. Mit der gleichen Aufmerksamkeit sollte ich Menschen behandeln. Sonst habe ich irgendwann keine Zeit UND keine Beziehungen mehr.

Das ist Karma-Yoga, der Yoga der Handlung. Mit vollem Bewusstsein etwas Tun, um Konzentration zu erlernen. Erst dann folgt die Praxis der Meditation und der innere Frieden. Dafür kann ich ruhig mal das Internet abschalten und den informationshungrigen Geist zur Ruhe kommen lassen. om shanti, meine Lieben.

12 thoughts on “keine Zeit, keine Zeit”

  1. das kann ich nur bestätigen. Dachte auch mal, ich kann alles gleichzeitig. Der Genuss bleib auf der Strecke…
    Trotzdem ist es für mich immer noch nicht einfach, der Versuchung mehr als nur etwas gleichzeitig zu tun, zu widerstehen. Aber zum Schluss bleibt doch die Erkenntnis, dass weniger mehr ist: etwas richtig tun und nicht vieles halb machen. Ich übe weiter 😉

  2. Wie war!!!
    Darum schreibe ich seit drei Monaten ein Tagebuch, per Hand, ohne Tags, ohne Kommentarfunktion, ohne Suche, nicht einmal zum nachlesen ist es da. Einfach um mir mein momentanes Hier bewusster zu werden 🙂

    PS: Wir müssen echt mal wieder essen gehen 🙂

  3. Guter Artikel und wie ich denke, eine wichtige Erkenntnis für die Gesundheit. Das ständige Hin- und Herfokussieren zwischen tausenden von Aufgaben erschwert es uns nur, am Abend die Füsse hochzulegen und zufrieden sein Tageswerk betrachten. Die Aufgaben sind nie erledigt, es bleibt immer was offen. Schnell einen Tweet schreiben, ein Foto auf Facebook raufladen, einen Blogpost verfassen und einen Artikel eines Online-Freundes kommentieren. Weniger ist mehr, das alte Sprichwort nehme ich mir in letzter Zeit vermehrt zu Herzen und versuche, der Muse mit mehr Muse zu begegnen statt in Aktivismus zu ertrinken. Und so bleibt mir mehr Zeit für meine Familie und meine wahren Bedürfnisse. Zugegeben: nicht einfach, wie ich grade eben bewiesen habe 😉

  4. Schöner beitrag und so wahr. Ich hab mich früher oft ertappt, dass ich jemandem zuhöre, aber nicht richtig. Das geschieht nicht böswillig aber doch hatte ich danach stets ein schlechtes gewissen. Yoga hat mich so vieles in dieser beziehung gelehrt und ich merke immer mehr, dass mich viele einflüsse auf einmal überfordern. Wir menschen sollten lernen, uns auch mit uns und den mitmenschen auseinander zu setzen und nur das, in diesem einen moment.

  5. Ich denke, Zeit ist nichts, was man nicht hat, sondern etwas, was man sich nicht nimmt.

    Bewusst Twitter, Handy und ständige Erreichbarkeit abzuhalten ist nicht nur Knigge, sondern auch Luxus. Persönlicher Luxus, der nicht nur das Selbst stärkt, sondern auch die Aufmerksamkeit anderen gegenüber.

  6. Ja, der Artikel auf 20min.ch hat mich auch etwas stuzig und nachdenklich gemacht. Ich habe mich selbst auch ein wenig darin erkannt. Dementsprechend versuche ich die Quality-Time mit der Familie ganz ohne technisches Gadget zu gestalten.

  7. Ja, ein schöner Beitrag. «Keine Zeit» heisst einfach nur «Ich habe andere Prioritäten». Weil Zeit haben wir alle genau gleich viel – nämlich jeden Tag aufs Neue wieder 24 Stunden…

  8. Es ist so schön, Eure Zeilen zu lesen. Vorallem gibt es Mut, zum öfters wieder mal abschalten und dies auch öffentlich zu sagen.
    Der Post war übrigens die einzige Online Aktivität in meinen Ferien 😉

    @Lüku gerne

    Danke für den Artikel in 20min. und eine Woche mit viel Aufmerksamkeit wünsch ich Euch.

  9. Danke für diesen Blogpost!
    Ich erkenne mich darin wieder, bzw. bemühe mich immer öfters, bewusster meine Zeit einzuteilen. Nämlich die 24 Stunden pro Tag die wir alle haben (treffender Kommentar von Marcel) zu nutzen.
    Aufmerksam sein, hat auch was mit Respekt zu tun. Gegenüber unseren Mitmenschen und auch gegenüber uns selbst.

    Wenn jemand absagt, weil er keine Zeit hat, dann setzt er die Prioritäten in diesem Moment anders. Dann ist mir das lieber & ehrlicher, als jemanden gegenüber zu haben, der ständig mit seinen Gedanken woanders ist, telefoniert oder mit dem Smartphone auf dem Internet, Twitter oder sonst wo surft…

  10. Ich habe mir Zeit genommen. Zeit, um diesen Beitrag zum Thema keine Zeit aufmerksam zu lesen. Zeit, um sinken zu lassen, wie recht Du hast. Ich war am Wochenende ohne Natel-Empfang. Und obschon ich dort arbeitete, habe ich mich doch gut erholt. Hast Du wieder einmal Zeit für ein Mittagessen? Ich würde mich freuen.

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