Ein wenig fürchte ich mich vor dem Thema, das seit längerem in mir spukt. Klar, es geht ja um Angst.
Angst, die wir Menschen verursachen und leicht vermeiden könnten. Wir haben jedoch gelernt, das Leid der Fleisch-Ess-Lust wegen in Kauf zu nehmen. Ich möchte nicht missionieren, sondern hier meine Gedanken, Fragen und auch
meine Unwissenheit teilen:
Ein Artikel im Stern (Den ich dort online leider nicht finde, aber hier) «Esst weniger Fleisch» und in der Zeit «Lasst das» und natürlich das Buch «Tiere essen» von Jonathan Safran Foer und ein Interview dazu in der FAZ machen mir Mut. Denn genau den braucht es, um etwas mehr Frieden in unser Essen zu bringen und wohl auch, darüber öffentlich zu reden und zu schreiben. Glaubt mir, ich stelle oft am Tisch fest, dass das Thema längst nicht «selbstverständlich normal» ist und nicht ich spreche es an, aber das nur am Rande.
Das Recht des Schlaueren
Wir Menschen haben ein höheres Bewusstsein als Tiere. Dieses erlaub es uns meiner Meinung nach nicht, Tiere in Käfigen oder artfremd zu halten, um sie dann zu töten und zu verzehren. Was wäre, wenn es noch höher entwickelte, noch intelligentere Menschen gibt?
Fleisch für die Gesundheit?
«Mädchen, Du wirst krank, wenn Du kein Fleisch isst» sagte meine Oma, und sie behielt Recht. Ich hatte die Eisenzufuhr beim erstenmal unterschätzt und mein Arzt musste dies mit einer Infussion nachholen. Blöd. Aber:
Tiere, werden transportiert und haben dabei Angst. Sie schütten kurz vor ihrem Tod Adrenalin in ihr Fleisch aus. Die Angsthormone landen direkt auf dem Teller. Wir essen sozusagen die Information Angst. Ich weiss nicht, ob wir sie deshalb immer wieder neu säen. Ich lebe in einem Land, wo Strassen-Tiertransporte verboten sind und die Qualität des Fleisches nicht der der EU entspricht. Im erwähnten Stern Artikel vergleicht der Autor sie mit einem «alten klapprigen Golf». Gut, also geht es den Tieren hier etwas besser und oft wurden sie auf der grünen Weide statt mit Antibiotika gefüttert.
Der Umwelt zu liebe
Ich habe gelernt, das der CO2-Ausstoss der Fleischproduktion hoch ist und der Wasserverbrauch sehr unökologisch. Der WWF klärt unter anderem zum Thema auf und ruft auf, 3 x statt 9 pro Woche Fleisch zu essen.
Der böse Wolf hat auch gern Fleisch
Kennt Ihr die Geschichte vom Walliser Wolf? Dieser wurde kürzlich offiziell zum Abschuss freigegeben, weil er zuvor Rinder von der Weide riss. Ich mag nicht glauben, dass intelligente Menschen im Jahr 2010 keine andere Antwort wissen als ihn zu töten. «Ja, aber er hat Rinder gerissen» sagte meine Freundin. «Ja, und?» sage ich, «Das tun wir Menschen auch» Selbstverständlich habe ich Mitgefühl mit den Bauern, deren einziges Einkommen die Kühe sind. Ich glaube, solange wir richten zwischen lebenswerten (Hunde, Katzen) und nichtlebenswerten Arten (Rinder, Wölfe) wird uns keine Toleranz gelingen. Der Kreislauf der Gewalt auch unter Menschen kann, denke ich, nur durch den radikalen Stop vom Töten durchbrochen werden. So gelingt es auch leichter, friedliche Gedanken zu kultivieren. Deshalb ist im traditionellen Yoga Ahimsa (Gewaltlosigkeit) eine der wichtigsten Bedingungen, bevor die Praxis überhaupt beginnt.
Fragen die bleiben
Warum produzieren wir so viel Fleisch, dass wir es wegwerfen bzw. weiter an Tiere verfüttern müssen?
Warum verteidigen wir den Fleischkonsum mit Argumenten aus der Steinzeit?
Warum wünschen wir uns Frieden, den wir selbst einer Lust wegen, nicht bereit sind zu geben?
Nein, es sind keine rethorischen Fragen, sondern Dinge die mich bewegen und ich wünsche mir ein wirklich höheres Bewusstsein, in dem wir erkennen, dass weniger oder kein Fleisch ein nächster Schritt unser Evolution ist. Hin zu Frieden und Gewaltlosigkeit, dazu braucht es Mut zum Hinsehen, Aussprechen und an sich selbst etwas zu ändern.
PS: vegetarisches Essen ist übrigens alles andere als langweilig, ausser man isst tatsächlich nur die Beilagen.
Aber das erkennt jeder recht schnell, der die fleischlose Kochkunst erlernt.
Achso, fast hätte ich die Party-Kuh vergessen: Ich interpretiere: Erst darf die Kuh mit feiern und dann haben wir sie zum Fressen gern. Strange.