Schallplatten im Kopf

Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte. Wir Menschen erleben etwas und gehen weiter. Dann erleben wir aber die gleiche oder eine ähnliche Situation nochmals und schon beginnt das Drama.

Unser Geist nimmt sich nämlich die eigene Beurteilung der Situation, z.B. mmh das schmeckt gut, das gönne ich mir, oder: das ist orange, oder: immer werden Frauen benachteiligt. Dann legt er dieses Urteil fein säuberlich ab und beschäftigt uns ab dann unser Leben lang.

Immer wenn eine ähnliche Situation auftritt, glaubt der Geist, er kennt das schon und hat auch sein Gedankenkonstrukt dazu schon parat. Dann beschäftigt er sich wieder stunden- oder tagelang mit der gleichen Leier. Ja es ist tatsächlich die gleiche Leier. Denn selbst wenn der Intellekt sich mit einem anderen über das Thema austauscht, bleibt er bei seiner abgespeicherten Version (oft) – das erinnert an eine Schallplattenrille, die auf Abruf abspielt.

Irgendwie nervt mich das in meinen eigenen Gedankenmustern. Denn genau dieses habe ich, wenns im Geschäftsalltag um die berühmte Gleichberechtigung geht. Ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern, wann ich dieses Urteil abgegeben und gespeichert habe: Frauen werden nicht ernst genommen im Geschäftsleben. Nun ja, man kann sich denken, welche Auswirkungen das hat.

Genau, also gehe ich in mich, programmiere das Zeug neu und siehe da. Das Thema gibt es nicht oder zumindest fast nicht mehr. Wow. Das ist also das eigentliche Ziel der Meditationen, die Rillen zu entdecken (durch beobachten des eigenen Geistes) zu erkennen und danach entweder zu ersetzen oder auch mit friedlicher Leere zu füllen.