Letztens habe ich in Twitter aufgeschnappt, dass jemand gerne mit Yoga beginnen wollte aber nicht mit einer/m Lehrer/in, sondern einer DVD. Es ist wertvoll, sich zu informieren, worauf man sich einlässt und auch ich habe genügend Bücher, dass ich eine Bibliothek eröffnen könnte. Doch Swami Sivananda sagte einen gewichtigen Satz. «Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Büchern». Die gefühlten Tonnen hab ich verschlungen, die übrigens der Meister selbst auch schrieb, um den Samen des Yoga auf intellektuellem Wege zu legen, damit die Menschen zur Praxis kommen. Und auch heute finde ich oft Inspiration in Schriften, Gesprächen, Blogs und Filmen.
Sehen wir uns den Intellekt, den wir dazu brauchen einmal genauer an.
Beim Yoga benutzen wir unseren Intellekt dazu, uns zu konzentrieren, die eigenen Gedanken zu beobachten und vorallem einmal leise werden zu lassen. Möglichst von unruhigen Gedanken über Nicht-denken bis hin zur Meditation und reinem Sein. ‹Yoga ist das Zur-Ruhe-bringen des Geistes, dann ruht der Sehende in seinem wahren Selbst.› die Beschreibung von Patanjali. Darin verstehe ich, dass es nicht aufgehen kann, wenn wir ausschliesslich mit dem Geist (als Zuschauer eines Films zum Beispiel) praktizieren. So kommen wir immer wieder in den unruhigen Zustand, eine Übung auszuführen und doch immer wieder zum Bildschirm zu schielen, ob wir es auch richtig tun. Um Überlegen und Nachmachen geht es aber beim Yoga nicht in meinen Augen.
Welche Rolle spielt der Körper beim Üben?
Diesen brauchen wir natürlich für die Übungen und auch als Heimat des besagten Seins, um das es schlussendlich geht. In der Tradition von Swami Sivananda sehen die Übungen übrigens so aus. (schon wieder ein Film, den wir mit dem Intellekt ansehen 😉
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=-IwS2gx90HU&w=420&h=315]
Ein schöner Einblick, aber dennoch bleiben wir hier Zuschauer und Denker. Ich glaube, dass multimediale Stunden nicht die Praxis in einer Yogaklasse mit einem physisch anwesenden Lehrer ersetzen. Er oder sie korrigieren Positionen, damit keine Schäden an Wirbelsäule und Gelenken entstehen und der Teilnehmer sich ums Sein kümmern kann. Yogalehrer erinnern an die ruhige Atmung, philosophische Aspekte und dass es nicht um Wettbewerbe geht. Auch die individuelle Tagesform können sie wahrnehmen und berücksichtigen. Energetische und geistige Wirkungen der Übungen können sie je nach Situation vermitteln. Auch Meditation lässt sich mit Anweisung leichter erlernen. Der Übende kann anfangs nur schwer gedanklich selbst ansagen und gleichzeitig ausführen. Was später selbstverständlich möglich ist. Ich bevorzuge auch die Yogapraxis ausserhalb einer Klasse, ja sogar ausserhalb der Matte. Dennoch lerne ich jedesamal in der Stunde dazu und schätze die Atmosphäre einer Yoga-Gruppe. Das Wort Yoga kommt übrigens aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie verbinden, andocken (mit dem Selbst).
Ebenfalls in Twitter entdeckte ich einen Artikel (Danke Markus) darin geht es um mögliche körperliche Schäden, die geradezu provoziert werden, wenn die Übungen als Wettbewerb verstanden und so missbraucht werden. Auch diesen Aspekt möchte ich erwähnen. Es werden heute an vielen Orten Kurse zwar so genannt aber nicht mit dem echten Sinn des Yoga ausgeführt. Stattdessen geht es um Äusserlich- und Eitelkeiten, die aber so gar nichts damit zu tun hat, was in den alten Schriften steht. Seid vorsichtig und hört auf den Bauch statt Kopf. Nicht nur beim Yoga.