Gerade las ich den letzten Beitrag der Kolumne von Rolf Dobelli in der Sonntagszeitung. Er schrieb über die Via Negativa (den Artikel gibts leider nicht zum Verlinken, aber Ausszüge aus seinen Büchern). Wie ich lerne, ist dies ist ein Denkweg, den alte Pholosophen wie Michelangelos begingen und so das Perfekte erschufen. Auch beim Denken. Der Autor der Kolumne erzählt, wie Der Papst Michelangelo fragte «Verraten Sie mir das Geheimnis Ihres Genies. Wie haben Sie die Statue von David erschaffen – dieses Meisterwerk aller Meisterwerke?» Michelangelos antwortete «Ganz einfach. Ich entfernte alles, was nicht David ist.» Weiter im Text höre ich, dass die Theologen die ersten waren, die die sogenannte Via Negativa beschritten. Den Weg des Verzichts, Weglassens und Reduzieren.
Weiter im Text des Artikels: «…Wir wissen nicht was uns glücklich macht. Aber wir wissen genau, was uns unglücklich macht.» Also beginnt man dort anzusetzen. Es ist einfacher, diese Dinge wegzulassen. Eine wirklich wertvolle Erkenntnis und ein toller Artikel.
Warum aber schreibe ich dann darüber, wenn doch alles schon gesagt ist.
Die indischen Philosophien kennen diese Technik der Negation schon seit Jahrtausenden (übrigens). Im Yoga heisst sie zum Beispiel Neti Neti. Hier geht es um die Frage nach dem wahren Selbst – oder auch «Wer bin ich wirklich?» Dabei werden in einer Meditation alle Antworten verneint. Ich bin nicht dies ich bin nicht da. Das Ziel ist, den Geist soweit abzufragen, alle Identifikationen der Person auszuschliessen (z.B. ich bin nicht Lehrer, ich bin nicht Vater…) bis keine Fragen mehr sind (der Geist still wird und) bis etwas übrig bleibt, was die Yogis das Selbst nennen. Reines Sein.
Bevor es mir passiert mich in etwas hineinzureden, was man ohnehin nicht beschreiben kann, lass ich es gut sein. Neti, Neti halt.