Nun sind wir also angekommen. Zuhause. Homeoffice, E-schooling sind aufgesetzt. Zweisam- und Einsamkeit auch.
Doch darüber lesen wir wenig. Die Gesellschaft und MedienvertreterInnen tun, als leben alle Menschen in Partnerschaften oder Familien zusammen. Beiträge, dass Beziehungen (während Corona) schwieriger sind, oder eine echte Chance haben, weil Menschen sich nun mit sich beschäftigen „müssen“.
Mit sich selbst beschäftigen hat nichts mit dem anderen zu tun.
Die Yogis nennen das Selbst, «das wahre Selbst». Es ist weder Ego noch Intellekt, noch ist es die Seele, die aus Erlebten genährt wird. Das Selbst ist weniger, bzw. mehr.
Es ist das Sein, das Wesen eines Menschen. Sami Sivananda sagte dazu. Dieses Selbst kann nicht zerstört, verbrannt oder verletzt werden. Sinngemäss.
Beziehungen zwischen zwei Selbst kann Liebe sein.
Die Paar-, Familien- oder Freundesliebe und entsprechende Beziehungen funktionieren besser, wenn beteiligte Menschen aufeinandertreffen, die das Ego nicht im Vordergrund stellen. Leider tun wir das aber oft unbewusst. Ich auch.
Man muss übrigens nicht zusammen leben, um sich zu lieben. Das wissen wir aus Freundschaften oder wenn wir älter werden, aus der Distanz-Liebe zu unseren Eltern. Das wird uns allen gerade noch mehr bewusst.
Vertrauen in uns Selbst – in die eigene Liebe
So viele Menschen, die sich lieben, leben nicht zusammen. Und die Liebe existiert dennoch. Menschen versuchen dann vielleicht sogar noch mehr die Liebe durch Kommunikation auszudrücken, als wenn sie zusammenleben. Gesten, physische Nähe und Anziehungskraft sind digital kaum möglich. Also brauchen wir Vertrauen. Nicht etwa in die andere Person.
Sondern in uns Selbst. Nicht die Person, die wir sind, nicht die Rolle, die wir aktuell einnehmen oder wie wir optisch aussehen. Das wahre eigene Wesen, das was ohne alles existiert.
Abhängigkeit tarnt sich gut
Osho sagt, Liebe kann nur durch den Freiraum des jeweils anderen existieren. Nun, bitteschön. Der Lockdown bringt uns diesen auf dem Silbertablett.
Das klingt nur paradox, wenn ich mich nicht näher damit auseinandersetze. Es gibt Menschen, die lieben sich selbst zu wenig, aber andere sehr stark. So entsteht schnell Abhängigkeit. Man wird abhängig von Aufmerksamkeiten des anderen. Man (besonders häufig Frau) gibt und erwartet zurück. Kommuniziert die andere Person aber anders, gibt es Missverständnisse. Sie haben nichts mit Liebe zu tun. Denn diese existiert ohne Gegenleistungen.
Liebe ist Verbundenheit, es ist Energie. Kommunikation findet aber auf intellektueller Ebene statt. Das ist aktuell die grösste Herausforderung für die Liebe, die nicht im gleichen Raum stattfindet.
Einsamkeit beruht auf Leistung und Gegenleistung.
Einsamkeit ist ein modernes Wort. Es beruht auf einer Leistung und Gegenleistung. Nur wenn die andere Person hier ist, bin ich nicht einsam. Dieses Muster gilt es dringend zu hinterfragen und aufzulösen. Das kannst du mit einer Meditation machen, wo du die Liebe wachsen lässt, statt sie an Bedingungen zu knüpfen.
60’000 Gedanken am Tag
Die Yogis sagen, Gedanken, die häufig genug gedacht werden, verändern ihre Energieform und werden zu Gefühlen. Vermutlich entsteht so auch Hass, Ausgrenzung und Ablehnung. Denn rein von einer Begegnung kann so ein Gefühl gar nicht da sein.
Gedanken, die sich wiederholen fühlen sich wahrer an, als ein zum ersten mal gedachter Gedanke.
Hast du gewusst, dass Menschen etwa 60’000 Gedanken denken am Tag? Fast 3/4 davon sind alte Gedanken, die wir ständig wiederholen? Nur 3 % sind positive Gedanken. Alte Gedanken werden zu einer Art Schallplattenrillen, die immer wieder abgespielt werden. Neue Gedanken können dann kaum entstehen.
Das kannst du aber trainieren. Neu denken. Yogische Übungen helfen dabei, Altes zu stoppen und auch auszureissen wie Unkraut und durch Neues zu ersetzen. Niemand behauptet, dass das einfach ist. Es ist harte jahrelange Arbeit und beobachten der eigenen Gedanken.
Gedanken werden zu Gefühlen
Nun, denkt man einen Gedanken oft genug, wird er körperlich wahrnehmbar als Gefühl! Der oder die Gedanke/n haben ihre Energieform quasi verändert.
Das ist noch nicht die Liebe. Vorsicht, das ist eine kleine Denkfalle. Liebe ist universell und kommt ohne Intellekt aus. Reine Liebe, kann einfach nur stattfinden, wenn Menschen es zulassen. Dafür muss man nicht in einem Raum sein oder leben. Kleine liebevolle Gesten auch bei fremden Menschen. Einfach so, ohne zu denken oder etwas zu erwarten. Manchmal vermutet jemand dahinter ein Ziel. Nein. Handelt ein Mensch aus Liebe, erwartet er oder sie nichts.
Bestätigung der Liebe ist ein Konstrukt vom Ego.
Wir wollen aber Bestätigung in Form von Worten, Gesten, Komplimenten oder Aufmerksamkeit. Wir wurden wahrscheinlich alle so erzogen.
Kleine Geschenke, in den Arm nehmen usw. Das alles ist wundervoll. Aber sie kommen vom Intellekt. Sind wir in der Lage auch fremde Menschen mit einem Geschenk zu überraschen? Dort wo wir nichts dafür erwarten können.
Geben mit Erwartung macht dem Gegenüber Druck
Die beschenkte Person gerät ein wenig unter Druck. Denn nun wird erwartet, etwas zurückzugeben.
Hier kann man ansetzen. Egal wer es ist, Eltern, Kinder, Partner, Freunde sollen geben. Aber bitte nur, wenn sie es möchten. Dennoch fordern wir es ein. Man tut dies oder jenes. Ich habe der Person doch damals beim Umzug geholfen und wir glauben, genau sie müsste uns dann auch helfen. Oder ruf doch mal wieder bei deinen Eltern an. Wenn es nicht von selbst kommt, dann ist es nicht aufrichtig. Die Eltern könnten auch anrufen. Aber Achtung, das ist schon wieder ein Erwartungsspiel.
Ist eine Beziehung ein Erwartungsspiel, dann ist es keine Liebe
Wahre Liebe braucht keine Gespräche. Beziehungen brauchen es. Aber die Liebe nicht.
Das einzige was wir tun können ist zu lieben, egal, ob ich mit jemanden zusammen lebe oder nicht. Es ist eine harte Übung, ohne Bestägigung dennoch weiter zu lieben. Niemand muss den anderen «haben» um zu lieben. Aber das tolle daran ist. Es macht frei und die Liebe gross und unabhängig von physischer Präsenz.
Mit liebevollen Grüssen melde ich mich zurück im Yoga-Blog und teile gerne, das was gerade kommt. Bitte erwarte nichts. 🙏 Wenn mich jemand fragt, welche Art von Yoga ich praktiziere, habe ich zwar eine Antwort und kann es benennen und rational erklären. Aber am Ende ist es die stete Übung, das Selbst zu erkennen und zu sein.