Ein grosses Herz oder die Schuldfrage

Jeder kennt das, man macht einen Fehler und bittet um Ent-schuld-igung. Der andere nimmt es zwar an, hat aber innerlich trotzdem den Fehlbaren als Schuldigen gebrandmarkt.

Wohl dem, der vergesslich ist. Ich flunkere nicht, ich bin vergesslich. Kürzlich musste mich meine Oma an eine recht unschöne Situation erinnern, die ich glücklicherweise vergessen hatte. Schade, ich hätte sie gern so gelassen, denn nun musste ich mir das Gefühl des Vergebens neu erarbeiten, was mir inzwischen wieder gelungen ist (auch ohne zu vergessen 😉

Besonders in der Geschäftswelt fällt mir oft, dass Menschen manchmal schnell sind damit, den Schuldigen zu benennen. Nur, um einen kleinen Fehler zu verbergen. Das finde ich schade, denn wir können an den kleinen Fehlerchen üben, wie wir mit grossen umgehen werden. Es ist so leicht zu sagen «mir ist ein blöder Fehler passiert». Wichtig finde ich beim sich ent-schuld-igen, dass man es ernst meint, aufrichtig den anderen bittet, einem zu verzeihen. Gleich dann folgt das Sich-Selbst-verzeihen. Auch darin sind die Leute oft nicht geübt. Manche Menschen laden Schuld um Schuld auf ihre Schultern und vergeben sich nicht. Ich meine zu beobachten, dass genau diese dann auch anderen nicht vergeben können. Wie denn, sie haben Grosszügigkeit und Vergeben ja nicht geübt und das Herz (im sprichwörtlichen Sinn) konnte nicht gross genug werden. Dieses brauchen wir aber zum Vergeben.

In einem grossen Herz wohnt ein grosser Geist
In einem grossen Herz wohnt ein grosser Geist

Wir sollten uns nicht fragen, woher wir ein grosses Herz bekommen, sondern einen Schritt weiter vorn beginnen. Bei unseren Gedanken. Gedanken sind urteilend. Ihr müsst mal zuhören, was man selbst den ganzen Tag so denkt «oje, was macht er denn da?» «Oh nein, jetzt hat sie … und ich komme zu spät». Wir denken oft und viel in den Kategorien schuldig und unschuldig. Daraus wird ein Muster, welches innerlich kaum hinterfragt wird. Diese Gedanken werden Gewohnheit.

Im yogischen Sinn werden aus Gedanken Gefühle geformt. Ein Gefühl ist ein veränderter Gedanke, z.B. «ich mag es». Irgendwann verändert dieser Satz im Kopf seine Energie oder Erscheinungsform und wird im Körper fühlbar. Zum Beispiel im Bauch, oder der Brustregion. Er ist nun ein Gefühl (und übrigens schwieriger handlebar als ein Gedanke).

Denken (oder fühlen) wir ohne zu reflektieren, werden uns Gefühle vorkommen wie Realitäten. Wir haben ja nicht gelernt, sie zu formen. Im Yoga kann man schrittweise seine Gedankenmuster aufspüren und verändern. So wird langsam auch das Schuld-denken weniger. Ich schaffe es noch nicht in jeder Situation, zum Beispiel bei Kriegen oder Umweltkatastrophen aber fangen wir erstmal im Alltag an, das Herz wachsen zu lassen und das Wort «schuldig» seltener zu gebrauchen. Vielleicht gibt es dann irgendwann ja weniger Kriege, die genauso in uns Menschen gedanklich beginnen bevor sie äusserlich ausbrechen.

Der Wahrheitsweg

Wahrhaftigkeit (Satya) ist eine der Aufgaben auf dem Yogaweg. Anfangs dachte ich, dies beschränkt sich nur auf die Wahrheit, die ich mit Worten spreche. Aber es ist viel mehr. Um zufrieden zu sein, brauchen wir einen ruhigen Geist, der möglichst kein oder wenig Denk-Gepäck rumschleppt. Denn das führt zu Leid und dann ist der Mensch alles andere als ruhig und friedlich. Immer und immer wieder spielen wir gedanklich alte Schallplatten ab und nähren das, was uns unglücklich macht. Alte Urteile werden einfach übernommen und Sorgen bleiben da, manchmal verändern wir sie in neue, die Einstellung bleibt aber die gleiche.

Unwissenheit, falsche Wahrnehmung, falsches Urteil oder Ilussionen halten den Geist auf Trapp. Ich nenn das jetzt mal kurz Un-Wahrheit. Wir vergleichen also oft neue Situationen mit unseren Erfahrungen und urteilen auf Basis dieser Unwahrheit. Das Ziel ist aber, aus einer universellen (höheren) Sicht zu urteilen bzw. nichturteilen um den gewünschten inneren Frieden zu erreichen.

Abgesehen davon, dass wir Wahrhaftigkeit im yogischen Sinne nicht mit dem Intellekt erfassen können, kann uns dieser trotzdem bei der Suche nach wahrer (also richtiger Beurteilung – heisst im Sanskrit Viveka– rechte Unterscheidungskraft) dienen. Eine einzige Frage hilft mir oft dabei.

Ist es wirklich wahr?

Ist es wirklich wahr, das xy mir Böses will? Mit ein wenig geistigem Training, kann die Frage zur neuen Gewohnheit werden und vor Ver-urteilen und Unwahrheit (die zu Leid führt) schützen. Die Frage sucht eine neutrale Sicht, eine, die fordert, die Lage des Anderen zu prüfen. Sogar alles aus einem höheren Bewusstsein heraus zu beobachten. Oft wird mir dann klar, dass die Beweggründe von xy völlig anders sind, als sie in meiner Vorstellung (Beurteilung) scheinen. Oder dass die Situation in ein grösseres Gefüge passt und richtig ist, so wie sie ist.

Buch: Lieben was ist. Byron Katie
Buch: Lieben was ist. Byron Katie
Die Technik fand ich vor einigen Jahren im Buch Lieben was ist von Byron Katie. Sie hat mich inspiriert, die Yogaübung des Viveka (rechte Unterscheidungskraft) besser zu verstehen. Mit konsequenter geistiger Arbeit löst sie scheinbare Konflikte, die oft immer nur gedanklich existieren. Sie ist spricht nicht von Yoga, aber da es um eine universelle Wahrheit mit höherem Bewusstsein geht, spielt es keine Rolle, wie wir es nennen.

Im Yoga wird beschrieben, dass sogar eine Krankheit nur dann (geistiges) Leid bedeutet, wenn wir sie entsprechend bewerten, weil zum Beispiel Schmerzen auf der körperlichen Ebene stattfinden. Aber soweit möchte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, weil ich das selbst noch nicht praktiziere. Es ist aber ein schönes Ziel.

Für mich lohnt sich schon deshalb, es mit der Wahrheit auch im Alltag genauer zu nehmen, als unser Geist (meist der Ego-Teil) es im ersten Affekt gewohnt ist zu tun. Respektieren wir die Wahrheit. Wir können eine Gewohnheit entwickeln, dem Ego nicht zu viel Macht einzuräumen. Ich finde es jedenfalls sehr entspannend ein Problem so zu lösen, als es ewig mit mir rumzuschleppen. Ihr wisst schon was ich meine.

Viel Spass also mit leichterem Gepäck auf dem Wahrheitsweg.

Danke liebe Mit-Philosophierer

Ein Summery von Gedanken auf dem Yogaweg. Eigentlich kann das nur innerer Frieden sein, wenn man halbwegs ordentlich geht. Aber hier beschert mir WordPress ein paar Zahlen, die zwar weltlich sind und das Ego ein wenig fördern, statt es in Schach zu halten. Das teile ich gerne mit Euch, weil es nicht mein Werk sondern Deines ist. Herzlichen Dank fürs Zuhören, kommentieren und vielleicht ein wenig Yogapraktizieren.

Meine Lehrerin sagte immer, ein meditierender Sadhu im Himalaya tut mehr für den Weltfrieden als ein grosser Redner….

The stats helper monkeys at WordPress.com mulled over how this blog did in 2010, and here’s a high level summary of its overall blog health:

Healthy blog!

The Blog-Health-o-Meter™ reads Wow.

Crunchy numbers

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A Boeing 747-400 passenger jet can hold 416 passengers. This blog was viewed about 4,200 times in 2010. That’s about 10 full 747s.

In 2010, there were 24 new posts, growing the total archive of this blog to 29 posts. There were 49 pictures uploaded, taking up a total of 17mb. That’s about 4 pictures per month.

The busiest day of the year was June 20th with 102 views. The most popular post that day was keine Zeit, keine Zeit .

Where did they come from?

The top referring sites in 2010 were twitter.com, facebook.com, yoga.blog-service.de, dialog.namics.com, and claudia-klinger.de.

Some visitors came searching, mostly for gleichmut, su franke, denkblockade, sufranke, and adrenalinüberschuss.

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1

keine Zeit, keine Zeit June 2010
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2

Burnout – Berufsunfall oder Denkblockade? April 2010
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3

Der Meister Abt May 2010
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4

About December 2009

5

Ohne Vision zum Ziel March 2010
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Wenn Kommunikation weh tut

Wikileaks hier, Wikileaks da. Alle sind entsetzt. Der Chef auf der Flucht. Warum eigentlich?

Für mich unterliegt die Kommunikation schon immer einiger Grundsätze. Aber mit dem Internet werden sie sichtbar(er). Viele Leute glauben, Kommunikation hat einen Lebenszyklus. Ein Anfang und ein Ende. Erst ist die Handlung, eine Aussage, ein neues Produkt. Im Entwicklungsprozess kommunizieren einige ausgesuchte Leute darüber. Später, wenn alles fertig ist, werden ein paar Texte und Reden verfasst, «die Kommunikation geht los». Das ist eine Illusion und intuitiv wissen wir das auch. Mag sein, dass meine Überlegungen von der Yogaphilosophie getränkt sind. Aber ich glaube fest daran, dass die Kommunikation nie einen Anfang und ein Ende hat. Sie ist fortwährend, sogar wenn niemand etwas sagt oder jemand keine Körpersprache benutzt.

So ist es für mich unverständlich, dass Botschafter, Politiker oder sagen wir einfach mal, ein Mensch, etwas (hinter verschlossenen Türen) sagt und später den bestraft, der dies ausgeplaudert hat. Die Kommunikation findet in dem Moment statt, wo der Mensch das Gesagte auch nur denkt. Gedanken sind Energie, ok bleiben wir bei Gedanken sind Information. Alle, die sich mit der Anatomie des Gehirns auseinandersetzen, werden sogar mit dem Begriff Energie leben können.

Nun stellt sich mir die Frage, warum fangen wir nicht an, Menschen in wichtige Ämter zu senden, die in der Lage sind, ihre Worte oder gar ihre Gedanken in einen höheren Dienst zu stellen. In den Dienst an der Gesellschaft und zwar in ehrenhafter Weise. Ist das nicht der Auftrag? Natürlich hat jeder Fehler, aber wir sollten an genau diesen arbeiten, uns verbessern, statt andere zu verurteilen, die unsere Fehler public machen.

Ganesha ist Sohn Sivas, er gilt als Beseitiger von Hindernissen und ist sehr beliebt
Ganesha, Sohn Sivas, gilt als Beseitiger von Hindernissen

Erreichen wir das Verständnis, was Kommunikation ist, dass sie quasi immer stattfindet, auch wenn wir nicht sprechen, werden wir auch mit der neuen Öffentlichkeit des Internets umgehen können. Denn wir beginnen den Prozess viel früher und erkennen, dass bereits der Gedanke korrigiert werden kann. Dazu aber müssen wir überhaupt menschlich agieren wollen.

Noch vor 10 Jahren, waren es interne E-Mails, die auf Umwegen in Redaktionen landen, und heute sind es eben Plattformen. Es ist keine Frage der Verantwortung von demjenigen, der etwas ausplaudert. Für mich geht es darum:

Arbeite an Dir (mir) selbst und achte auf Deine (meine) Gedanken, die zu Worten werden, egal ob jemand zuhört oder nicht. Arbeite an Deiner (meiner) Menschlichkeit, Würde und Respekt. Dann muss ich auch niemanden verurteilen, der Worte von mir laut(er) oder öffentlich ausspricht.

Es wird uns nicht gelingen, andere zu ändern, aber wir haben auch an uns genug zu tun 😉

Menschen, die nicht ins Schema passen

Jetzt hat mich der Leumund inspiriert, einen älteren Text hervorzu kramen. Im Impuls von Leumund «Die Feminisierung der Männer» entdecke ich einen neuen Aspekt, zu dem was ich im April 2009 getextet hab (auf meinem alten inzwischen verschimmelten Yoga-Blog) Dort ging es mir um die Kids in einer ADHS Welt und ob es nicht auch andere Wege gibt, den Energieüberschuss abzubauen.

Ich lerne also heute, dass mehrheitlich Jungs und Männer von ADHS betroffen sind und vermute, das diese Menschen aus dem Raster unserer Gesellschaft kippen. Heutzutage müssen wir alle hübsch in ein Schema passen und alle Kompetenzen (möglichst typische männliche und weibliche) gleich gut beherrschen. Stellenausschreibungen fordern: praktische Erfahrung, Sach- und emotionale Intelligenz, einige aktuelle Diplome und bitte nicht über 40. Ach ja, Gesundheit setzen wir voraus. Dieses Wunschbild erinnert mich an die mit Photoshop noch dünner gezogenen Models, die uns Frauen glauben machen, wir müssten wie ein dürrer Zweig durch die Landschaft staksen, um glücklich zu sein.

Zappelphilipp unerwünscht
Zappelphilipp unerwünscht (Bild: www.cortesi.ch)

Aber zurück zum ADHS Syndrom. Wenn es tatsächlich so ist, dass das Medikament die betroffenen Menschen einfach nur ruhig stellt um sie gleichzuschalten, dann macht mich das sehr traurig und lässt mich an unserer Toleranz zweifeln.

Hoffentlich finden diejenigen, die auffallend anders sind, ihren individuellen Weg, um Menschen um sich zu haben, die täglich an sich und ihrer Einstellung arbeiten, statt «die Anderen» zurecht biegen zu wollen.

Denn dann dreht sich der Mensch im Kreis und wird immer wieder enttäuscht. («Erwartung und ihre Schwester, die Enttäuschung» ist ein anderer alter Beitrag dazu.)

Danke lieber Leumund für Deinen Nachdenkpost.

gut getrimmt ist halb gewonnen, eben nur halb

«Ach die arme Lara, sie hat Angst vor der Mathe-Arbeit. Sie ist soo gut in der Schule, alles fällt ihr leicht. Sie ist Klassenbeste, nur in Mathe hat sie Probleme.» «Naja» antworte ich der besorgten Grossmutter «Vielleicht ist es für Lara ja wertvoll, auch mal nicht an der Spitze zu stehen». Der Dialog ging recht schnell und flach zu Ende. Doch mich beschäftigt das Thema Wettbewerb schon länger. Früher liebte ich es, im Sport die Schnellste zu sein. Wie stolz war ich auf den 100 Meter Sieg und niedergeschlagen, wenn ich bei 800 Metern versagte. Lief es in der Schule gut, berichtete ich sofort von der guten Note, war es nur eine 3, behielt ichs für mich.

man kann nicht immer nur gewinnen
man kann nicht immer nur gewinnen
Heute finde ich, dass wir unseren Kindern auch lehren dürften, mal in der zweiten Reihe zu stehen. Denn das ist das normale Leben, wir werden mal auf dem Treppchen stehen und auch ordentlich verlieren. Verlierer, Loser, arbeitslos, krank. Das sind Zustände, mit denen wir lieber nichts zu tun haben wollen. Denn wir wurden früh auf Erfolg getrimmt. Stellt sich der nicht ein, dann musst Du eben pauken. Ja Lernen ist schön. Rationales Wissen, wie eben Mathe hilft dem Mensch, dem sonst eher emotionales Wissen liegt. Er gleicht damit die weibliche und männliche Energie aus (die beiden Energien, die jeder in sich hat) und harmonisiert beide Gehirnhälften. Das ist auch eines der Ziele, ach nein, Zwischenergebnisse, des Yoga.

Der Yogaübende behält auch sein Ego im Visier. Der Ichmacher (Ahamkara) ist einer der vier Teile des Denkinstrumentes. Dieser Teil produziert das Ego und nährt es. Gut ist, wenn das Ego nicht immerzu die Oberhand gewinnt. Das Ego neigt zur Identifikation. Diese lenkt den Mensch vom eigentlichen Wesen (dem wahren Selbst) ab. Also heisst es, beobachte Deine Gedanken und erkenne, wie das Ego versucht, Dich anzutreiben. Lieber Leser, verzeih mir den kleinen Abstecher.

Dort wo das Ego regiert, findet der Wettbewerb statt. Das Ego will immer der Gewinner sein. Das kann auch bedeuten, dass schon mal emotionale Intelligenz zu kurz kommt. Rücksicht stört gelegentlich beim Gewinnen.

Unser Leben beinhaltet aber Verlieren und Gewinnen, nenn die Energien wie Du willst: männlich/weiblich, schwarz/weiss, positiv/negativ Sieg/Niederlage. Diese beiden Gegensätze reiben aneinader und Neues oder gar Leben kann entstehen. Würde immer nur weiss vorherrschen, gäbe es keine Weiterentwicklung. Deshalb müssen wir auch mal durch ein Tal, und eben vielleicht auch in Mathe das Versagen üben.

Denn später im Leben, werden diese Aufgaben gestellt. Gut, wer dann gelernt hat, auch mal anderen zum Sieg zu gratulieren und aus dem eigenen Tal neue Kraft zu schöpfen. Das wäre für mich ein wahrer Gewinn. Gelassen Raum geben, für alles, was das Leben bietet.

Man kann nicht immer gewinnen und das finde ich gut.

Gedankenlos glücklich oder der Gedankenbaum

«Wie gedankenlos von mir» sag ich, wenn ich jemanden oder dessen Höflichkeit übersehen hab. Das stimmt aber nicht. In unserer Sprache ist diese Entschuldigung (wohl aus Unwissenheit vom menschlichen Denken) schlicht falsch. Ich seh mir die Situation Gedankenlosigkeit einmal näher an:

Das hohe Ziel des Yoga ist Samadhi. Samadhi bedeutet soviel wie Glückseligkeit. Ein Zustand in dem alles eins ist und besonders das eigene Wesen mit der grossen Quelle verbunden ist. Trennende Gedanken gibt es in diesem meditativen Highligth nicht. Das können wir nur erreichen, wenn wir die Sinne zurück ziehen und Konzentration erlernen. Können wir uns wahrhaft konzentrieren, sind wir mit unserem Denkinstrument in der Lage die sogenannte Einpünktigkeit zu praktizieren. Das ist der totale Fokus auf nur eine einzige Sache. Bin ich einpünktig, dann verbinde ich mich gerade mit dem Objekt oder Thema. Allerdings wird dieses im Geist auch nicht weiter wachsen.

Weiter wachsen?

Unsere Gedanken entspringen alle aus den sogenannten Vrittis, Gedankenwellen (oder auch Wurzel, Quelle, Ursprung) Oft geben auch die Sinne eine solche Wurzel. Dann erdenken wir diese zu einem riesigen Gedankenbaum mit unglaublich vielen Verzweigungen. Wir packen Erlebnisse dazu, Vorstellungen, Ideen usw. Kennst Du das?

Baum als Symbol für unsere Gedankenaktivität
Baum als Symbol für unsere Gedankenaktivität

Im Yoga lernen die Menschen, die Wurzel zu erkennen und sie auch mal nicht wachsen zu lassen. Wir praktizieren also jetzt Einpünktigkeit. Erst dann ist es möglich Gedankenlosigkeit zu erreichen. Dies ist zum wirklichen Meditieren nötig. Gib den üblichen Lärm im Kopf, die Gedankenbäume mal ab und tauche in die gedankliche Stille. Das ist reine Gedankenlosigkeit. Mit ein bisschen Glück kannst den goldenen Zustand Samadhi erfahren. Das ist es, was Yogis ein Leben lang üben.

Zurück zur oben beschriebenen Situation. Ich übersehe jemanden, und grüsse vielleicht nicht. Das entsteht wenn man in Gedanken versunken ist. Also das Gegenteil von gedankenlos. Ich hänge den Gedanken hinterher und sie können sich ungehindert in meinem Geist breit machen, der Baum wächst. Vielleicht befinde ich mich aber auch in höchster Konzentration, wo ich nur die Essenz erdenke (vielleicht mit dem Baumstamm vergleichbar). Aber auch in diesem Denk-Zustand kann ich äussere Dinge nicht wahrnehmen.

Leider wird dieses Wissen in unserer Kultur nicht gelehrt. Wieviel einfacher hätten es wohl unsere Kinder und wir selbst, wenn wir die Abläufe unseres Denkens kennen und effektiv nutzen würden? Wir könnten Denken als Instrument benutzen und nicht andersrum und eben auch mal damit aufhören. Wären nicht so oft unserem Durcheinander-Denken erlegen.

Wir könnten Kraft schöpfen beim gedankenlos glücklich sein.

unverbissen vegetarisch

… was für eine schöne Einstellung. Ich hab vor ein paar Minuten Claudias (eine meiner Like-Bloggerinnen) neuen Blog unverbissen-vegetarisch.de entdeckt. Was mir besonders gefällt, die Toleranz, mit der sie ans Werk geht. Sie möchte nicht missionieren, sondern berichten über «eingefleischte Gewohnheiten» und wie sie sie ersetzt.

Essen ohne Fleisch
Früchte als eine der vielen Alternativen zu Fleisch
Meine eigene Esserei hat mir schon oft Diskussionen eingehandelt. «Waaas, Duuu trinkst Cola?» Erschrocken suchte ich mich dann zu erklären, «ja, auch ich genehmige mir mal was Ungesundes, denn ich nehme am Leben teil». Leider oder Gottseidank, je nach Tagesform, lebe ich ja nicht in einem Ashram. Dort ist es selbstverständlich, dass ich keinen Kaffee trinke, keine Cola, Fleisch und sonstige Nahrungsdrogen zu mir nehme. (ein Buchtipp am Rande: Sabrina Fox Erleuchtung, Sex & Coca Cola) Aber draussen im Leben, dort ist der Lehrer, jeden Tag.

Dies ist nicht nur die Herausforderung beim vegetarischen Leben. Es geht mir vielmehr ums Bewusstsein, das damit einhergeht. Was esse ich, wie gewinne ich meine Energie. Und nein, ich esse nicht nur Beilagen. Im Gegenteil seit ich vegetarisch lebe, ist mein Tisch reicher denn je gedeckt. Gewürze für indisches Essen

Eine eindrückliche Erfahrung will ich Euch nicht vorenthalten: Als ich letztes Jahr für einige Monate wieder gelegentlich Fleisch gegessen hab, bemerkte ich, dass meine Sprache grober wurde. Ich fluchte, schimpfte und verurteilte mehr, wenn auch nur in Gedanken. Nicht, dass die Yogis das nicht längst wüssten, aber «der Beweis» hat mich dann doch gefesselt.

Ich lege Euch also den neuen Blog unverbissen-vegetarisch ans Herz und wünsche Euch Lesern und Dir, liebe Claudia, viel Freude damit.

Respekt ist eine Haltung und kein Verhalten

Ich hatte mal einen Kollegen, der im Spass immer seine Kollegen fragte «Wie heisst Du gleich?» Ich fand diesen Witz nie wirklich witzig. Nun, unglücklicherweise war er unser Chef und ich gab stets ein braves aber ungemütliches Lächeln ab. Lange Zeit wusste ich nicht, warum mich der ganz sicher nicht bös› gemeinte Satz innerlich köcheln liess.

Letzten Samstag hörte ich im SWR 1 (ja ich werde älter und bevorzuge die 1 Sender mittlerweile 😉 eine Sendung bei der es um Respekt ging. Ein Hamburger Unternehmen namens Respect Research untersuchte gemeinsam mit der Uni Hamburg welche Faktoren für Arbeitnehmer wichtig sind. Die Ergebnisse erstaunten nicht nur mich als Radiohörer sondern offenbar auch die Leute, die an der Studie arbeiteten. Sie fanden einige Punkte heraus:

– Arbeitnehmer wünschen sich und schätzen am meisten Respekt (dies noch vor Lohn, Anerkennung)
– Arbeitnehmer merken, wenn Chefs nach einem Kurs künstlich respektvollen Umgang üben
– Arbeitnehmer empfinden dies als unehrlich und es kommt nicht gut an
– Respekt äussert sich z.B. darin, dass die Führungscrew Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen einbezieht
– Arbeitnehmer identifizieren sich mehr mit dem Job und bringen sich mehr ein, wenn respektvoller Umgang gepflegt wird

Respekt ist eine Haltung und kein Verhalten, sagte Tilman Eckloff von der Uni Hamburg und Respect Research Group im Radio.

Jetzt ersetze ich mal Arbeitnehmer mit Mensch und bemerke, dass Hierachien beim Respekt keine Rolle spielen. Respekt entsteht im Herzen. Im Gegensatz zu Anerkennung muss man ihn nicht erst verdienen. Respekt kann man nicht einfordern sondern nur selbst empfinden und im Denken und Handeln fest verankern. Für mich ist es nicht Anstand, Training oder Sprachgebrauch sondern eine Überzeugung. Und ich weiss heute, warum ich damals vergeblich nach Wertschätzung suchte. Wenn Menschen die Grundlage Respekt nicht leben, werden sie darauf kaum Liebe, Anerkennung, Wertschätzung UND Zufriedenheit erlernen. Ich mach also heute auch gern mal einen respektvoll grossen Bogen um Leute, die den Respekt noch üben (besonders wenn ich täglich mit ihnen zu tun hab, denn auf Dauer kann es verletzen)

Gambia

Übrigens die Rasta-Anhänger in Gambia begrüssen sich mit «Respect». In Ländern wo mir eher fremde Religionen und Sitten herrschen, wurde ich bisher immer mit Respekt empfangen. Also versuche ich auch Menschen mit anderen Meinungen, Idealen, Herkunft und sozialer Stellung diese kleine grosse Haltung entgegenzubringen.

Die Haltung, die auch Yogaübung ist, wie auch Aufmerksamkeit.

Schallplatten im Kopf

Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte. Wir Menschen erleben etwas und gehen weiter. Dann erleben wir aber die gleiche oder eine ähnliche Situation nochmals und schon beginnt das Drama.

Unser Geist nimmt sich nämlich die eigene Beurteilung der Situation, z.B. mmh das schmeckt gut, das gönne ich mir, oder: das ist orange, oder: immer werden Frauen benachteiligt. Dann legt er dieses Urteil fein säuberlich ab und beschäftigt uns ab dann unser Leben lang.

Immer wenn eine ähnliche Situation auftritt, glaubt der Geist, er kennt das schon und hat auch sein Gedankenkonstrukt dazu schon parat. Dann beschäftigt er sich wieder stunden- oder tagelang mit der gleichen Leier. Ja es ist tatsächlich die gleiche Leier. Denn selbst wenn der Intellekt sich mit einem anderen über das Thema austauscht, bleibt er bei seiner abgespeicherten Version (oft) – das erinnert an eine Schallplattenrille, die auf Abruf abspielt.

Irgendwie nervt mich das in meinen eigenen Gedankenmustern. Denn genau dieses habe ich, wenns im Geschäftsalltag um die berühmte Gleichberechtigung geht. Ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern, wann ich dieses Urteil abgegeben und gespeichert habe: Frauen werden nicht ernst genommen im Geschäftsleben. Nun ja, man kann sich denken, welche Auswirkungen das hat.

Genau, also gehe ich in mich, programmiere das Zeug neu und siehe da. Das Thema gibt es nicht oder zumindest fast nicht mehr. Wow. Das ist also das eigentliche Ziel der Meditationen, die Rillen zu entdecken (durch beobachten des eigenen Geistes) zu erkennen und danach entweder zu ersetzen oder auch mit friedlicher Leere zu füllen.

sich nicht verbiegen, aber flexibel sein