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Respekt ist eine Haltung und kein Verhalten

Ich hatte mal einen Kollegen, der im Spass immer seine Kollegen fragte «Wie heisst Du gleich?» Ich fand diesen Witz nie wirklich witzig. Nun, unglücklicherweise war er unser Chef und ich gab stets ein braves aber ungemütliches Lächeln ab. Lange Zeit wusste ich nicht, warum mich der ganz sicher nicht bös› gemeinte Satz innerlich köcheln liess.

Letzten Samstag hörte ich im SWR 1 (ja ich werde älter und bevorzuge die 1 Sender mittlerweile 😉 eine Sendung bei der es um Respekt ging. Ein Hamburger Unternehmen namens Respect Research untersuchte gemeinsam mit der Uni Hamburg welche Faktoren für Arbeitnehmer wichtig sind. Die Ergebnisse erstaunten nicht nur mich als Radiohörer sondern offenbar auch die Leute, die an der Studie arbeiteten. Sie fanden einige Punkte heraus:

– Arbeitnehmer wünschen sich und schätzen am meisten Respekt (dies noch vor Lohn, Anerkennung)
– Arbeitnehmer merken, wenn Chefs nach einem Kurs künstlich respektvollen Umgang üben
– Arbeitnehmer empfinden dies als unehrlich und es kommt nicht gut an
– Respekt äussert sich z.B. darin, dass die Führungscrew Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen einbezieht
– Arbeitnehmer identifizieren sich mehr mit dem Job und bringen sich mehr ein, wenn respektvoller Umgang gepflegt wird

Respekt ist eine Haltung und kein Verhalten, sagte Tilman Eckloff von der Uni Hamburg und Respect Research Group im Radio.

Jetzt ersetze ich mal Arbeitnehmer mit Mensch und bemerke, dass Hierachien beim Respekt keine Rolle spielen. Respekt entsteht im Herzen. Im Gegensatz zu Anerkennung muss man ihn nicht erst verdienen. Respekt kann man nicht einfordern sondern nur selbst empfinden und im Denken und Handeln fest verankern. Für mich ist es nicht Anstand, Training oder Sprachgebrauch sondern eine Überzeugung. Und ich weiss heute, warum ich damals vergeblich nach Wertschätzung suchte. Wenn Menschen die Grundlage Respekt nicht leben, werden sie darauf kaum Liebe, Anerkennung, Wertschätzung UND Zufriedenheit erlernen. Ich mach also heute auch gern mal einen respektvoll grossen Bogen um Leute, die den Respekt noch üben (besonders wenn ich täglich mit ihnen zu tun hab, denn auf Dauer kann es verletzen)

Gambia

Übrigens die Rasta-Anhänger in Gambia begrüssen sich mit «Respect». In Ländern wo mir eher fremde Religionen und Sitten herrschen, wurde ich bisher immer mit Respekt empfangen. Also versuche ich auch Menschen mit anderen Meinungen, Idealen, Herkunft und sozialer Stellung diese kleine grosse Haltung entgegenzubringen.

Die Haltung, die auch Yogaübung ist, wie auch Aufmerksamkeit.

Schallplatten im Kopf

Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte. Wir Menschen erleben etwas und gehen weiter. Dann erleben wir aber die gleiche oder eine ähnliche Situation nochmals und schon beginnt das Drama.

Unser Geist nimmt sich nämlich die eigene Beurteilung der Situation, z.B. mmh das schmeckt gut, das gönne ich mir, oder: das ist orange, oder: immer werden Frauen benachteiligt. Dann legt er dieses Urteil fein säuberlich ab und beschäftigt uns ab dann unser Leben lang.

Immer wenn eine ähnliche Situation auftritt, glaubt der Geist, er kennt das schon und hat auch sein Gedankenkonstrukt dazu schon parat. Dann beschäftigt er sich wieder stunden- oder tagelang mit der gleichen Leier. Ja es ist tatsächlich die gleiche Leier. Denn selbst wenn der Intellekt sich mit einem anderen über das Thema austauscht, bleibt er bei seiner abgespeicherten Version (oft) – das erinnert an eine Schallplattenrille, die auf Abruf abspielt.

Irgendwie nervt mich das in meinen eigenen Gedankenmustern. Denn genau dieses habe ich, wenns im Geschäftsalltag um die berühmte Gleichberechtigung geht. Ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern, wann ich dieses Urteil abgegeben und gespeichert habe: Frauen werden nicht ernst genommen im Geschäftsleben. Nun ja, man kann sich denken, welche Auswirkungen das hat.

Genau, also gehe ich in mich, programmiere das Zeug neu und siehe da. Das Thema gibt es nicht oder zumindest fast nicht mehr. Wow. Das ist also das eigentliche Ziel der Meditationen, die Rillen zu entdecken (durch beobachten des eigenen Geistes) zu erkennen und danach entweder zu ersetzen oder auch mit friedlicher Leere zu füllen.

Vom Mut zum friedlichen Essen

Ein wenig fürchte ich mich vor dem Thema, das seit längerem in mir spukt. Klar, es geht ja um Angst.
Angst, die wir Menschen verursachen und leicht vermeiden könnten. Wir haben jedoch gelernt, das Leid der Fleisch-Ess-Lust wegen in Kauf zu nehmen. Ich möchte nicht missionieren, sondern hier meine Gedanken, Fragen und auch
meine Unwissenheit teilen:

Ein Artikel im Stern (Den ich dort online leider nicht finde, aber hier) «Esst weniger Fleisch» und in der Zeit «Lasst das» und natürlich das Buch «Tiere essen» von Jonathan Safran Foer und ein Interview dazu in der FAZ machen mir Mut. Denn genau den braucht es, um etwas mehr Frieden in unser Essen zu bringen und wohl auch, darüber öffentlich zu reden und zu schreiben. Glaubt mir, ich stelle oft am Tisch fest, dass das Thema längst nicht «selbstverständlich normal» ist und nicht ich spreche es an, aber das nur am Rande.

Das Recht des Schlaueren

Wir Menschen haben ein höheres Bewusstsein als Tiere. Dieses erlaub es uns meiner Meinung nach nicht, Tiere in Käfigen oder artfremd zu halten, um sie dann zu töten und zu verzehren. Was wäre, wenn es noch höher entwickelte, noch intelligentere Menschen gibt?

Fleisch für die Gesundheit?

«Mädchen, Du wirst krank, wenn Du kein Fleisch isst» sagte meine Oma, und sie behielt Recht. Ich hatte die Eisenzufuhr beim erstenmal unterschätzt und mein Arzt musste dies mit einer Infussion nachholen. Blöd. Aber:
Tiere, werden transportiert und haben dabei Angst. Sie schütten kurz vor ihrem Tod Adrenalin in ihr Fleisch aus. Die Angsthormone landen direkt auf dem Teller. Wir essen sozusagen die Information Angst. Ich weiss nicht, ob wir sie deshalb immer wieder neu säen. Ich lebe in einem Land, wo Strassen-Tiertransporte verboten sind und die Qualität des Fleisches nicht der der EU entspricht. Im erwähnten Stern Artikel vergleicht der Autor sie mit einem «alten klapprigen Golf». Gut, also geht es den Tieren hier etwas besser und oft wurden sie auf der grünen Weide statt mit Antibiotika gefüttert.

Der Umwelt zu liebe
Ich habe gelernt, das der CO2-Ausstoss der Fleischproduktion hoch ist und der Wasserverbrauch sehr unökologisch. Der WWF klärt unter anderem zum Thema auf und ruft auf, 3 x statt 9 pro Woche Fleisch zu essen.

Der böse Wolf hat auch gern Fleisch
Kennt Ihr die Geschichte vom Walliser Wolf? Dieser wurde kürzlich offiziell zum Abschuss freigegeben, weil er zuvor Rinder von der Weide riss. Ich mag nicht glauben, dass intelligente Menschen im Jahr 2010 keine andere Antwort wissen als ihn zu töten. «Ja, aber er hat Rinder gerissen» sagte meine Freundin. «Ja, und?» sage ich, «Das tun wir Menschen auch» Selbstverständlich habe ich Mitgefühl mit den Bauern, deren einziges Einkommen die Kühe sind. Ich glaube, solange wir richten zwischen lebenswerten (Hunde, Katzen) und nichtlebenswerten Arten (Rinder, Wölfe) wird uns keine Toleranz gelingen. Der Kreislauf der Gewalt auch unter Menschen kann, denke ich, nur durch den radikalen Stop vom Töten durchbrochen werden. So gelingt es auch leichter, friedliche Gedanken zu kultivieren. Deshalb ist im traditionellen Yoga Ahimsa (Gewaltlosigkeit) eine der wichtigsten Bedingungen, bevor die Praxis überhaupt beginnt.

Fragen die bleiben
Warum produzieren wir so viel Fleisch, dass wir es wegwerfen bzw. weiter an Tiere verfüttern müssen?
Warum verteidigen wir den Fleischkonsum mit Argumenten aus der Steinzeit?
Warum wünschen wir uns Frieden, den wir selbst einer Lust wegen, nicht bereit sind zu geben?

Nein, es sind keine rethorischen Fragen, sondern Dinge die mich bewegen und ich wünsche mir ein wirklich höheres Bewusstsein, in dem wir erkennen, dass weniger oder kein Fleisch ein nächster Schritt unser Evolution ist. Hin zu Frieden und Gewaltlosigkeit, dazu braucht es Mut zum Hinsehen, Aussprechen und an sich selbst etwas zu ändern.

PS: vegetarisches Essen ist übrigens alles andere als langweilig, ausser man isst tatsächlich nur die Beilagen.
Aber das erkennt jeder recht schnell, der die fleischlose Kochkunst erlernt.

Achso, fast hätte ich die Party-Kuh vergessen: Ich interpretiere: Erst darf die Kuh mit feiern und dann haben wir sie zum Fressen gern. Strange.

Mit Angst für Sicherheit werben?

Post von Hanni_Netgern

Versicherungsvertreter, die fiktive Horrorgeschichten erzählten, in denen ich die Hauptrolle spielte,
hatten früher gute Chancen bei mir. Das Ergebnis: ich war hoffnungslos überversichert und bereute meist jeden neuen Abschluss. Inzwischen beschäftige ich mich mit den Tücken unseres Denkinstruments und bin nicht mehr so leicht mit Angst zu manipulieren.

Angst funktioniert, wenn man sie nährt und kann schnell die Kontrolle über unser Denken und Handeln übernehmen. Ein Teil unseres Geistes, der Intellekt ist mit erdachten Notfallplänen zur Stelle.

Was passiert, wenn die Angst Menschen beherrscht?

– es geschieht etwas, oder wir hören eine traurige oder gefährliche Geschichte
– unser Intellekt ersetzt den Hauptakteur (gedanklich) vorzugsweise mit seinem Besitzer (noch lieber, wenn er was ähnliches erlebt hat)
– der Gedanke wird fortlaufend wiederholt und verändert so seine Energie (!)
– er wird fühlbar – also in seiner neuen Form eine Art Gefühl
– Adrenalin (und weitere Botenstoffe) wird ausgeschüttet und involviert neben dem Denken auch den Körper (fühlen und unwohlsein)
– in diesem Zustand können wir uns auf nichts anderes konzentrieren, alle Aufmerksamkeit gilt Notsituation (Angst)
– ist dies einmal erlebt worden, kann es sein, dass später bei ähnlichen Situationen zuerst die Emotion (biochemische
Reaktion und erst danach die Logik einsetzt.
– in kurzfristigen Ereignissen (also mit gerechtfertigter Angst) ist der Ablauf schneller und teils umgekehrt

Nun ist es nicht mehr nur eine Aufgabe des Geistes sonders des ganzen Körpers, die Angst zu kontrollieren oder ihre Kraft zu nutzen (bei realer Gefahr) oder auch abzubauen (bei Entwarnung) Gut geht das mit bspw. Schreien, Rennen oder einem grossen Kraftaufwand. Im Yoga erlernen wir Techniken, wo man schon beim ersten Gedankenimpuls (sogenannten Vrittis – Gedankenwurzeln) identifizieren, lenken, abgeben oder auch verändern können. Natürlich gibt es unzählige Arten und Auslöser für Angstzustände oder Panikattacken. Z.B. wenn sie aus chronischer Überlastung oder Traumatas hervorgeht. Dann lohnt es sich, die Ursachen anzusehen und erst dann die Mechanismen. Auf diese kann ich hier nicht eingehen, denn jede Ausprägung ist anders und sehr persönlich. Das können Psychologen wohl besser. Beeindruckend finde ich, Kinder zum Thema Angst zu beobachten. Dabei kann man nur lernen.

Was mir heute aber wichtig ist, ist unser Umgang und die Werbung bzw. Kommunikation mit Angst.

Mit Angst für das Gegenteil werben.

Auf deutschen Strassen werben/mahnen Plakate schon seit längerem mit Unfallbildern oder Todeszeichen oder trauendernden Menschen.
Die Message ist oft auch direkt an Motorradfahrer gerichtet (im Schwarzwald, hab leider kein Foto). Rast nicht (allein das «nicht» ist destruktiv) sonst droht dies oder jenes. Und das wird dann bildlich dargestellt.

Kind vom Poster
Bildquelle: runter-vom-gas.de

Diese Kommunikation ist nicht nur kontraproduktiv sondern finde ich schlicht falsch:

1. Als Motorradfahrer nimmt man 100%-konzentriert am Verkehrsgeschehen teil, plakative Bilder mit Botschaften (in Kurven!) lenken ab
2. Die meisten Unfälle mit beteiligten Zweiradfahrern entstehen, weil Autofahrer sie übersehen (bestimmt auch durch Kurven schneiden und den nötigen Platz für saubere Kurventechnik nehmen. Dies nur eine herzliche Bermerkung am Rande.
3. Angst erzeugt eine Reaktion im Geist und im Körper und später die Gegenmassnahme
4. Die Message (von manchen Plakaten) richtet sich nur an eine Gruppe Verkehrsteilnehmer, die Zweiräder, und legt damit im Vorfeld mögliche Schuldige fest. Alle anderen fühlen sich bestätigt und nicht aufgefordert selbst aufmerksam und rücksichtsvoll zu fahren.
5. Motivierende Aufklärung und positive Kommunikation sind erfolgsversprechender, weil ein Angegriffener
sich nicht angesprochen fühlt, der Geist blockt Vorwürfe ab.
6. Sind wir gewöhnt auf Plakaten zu etwas aufgefordert zu werden. Plakate = Werbung in unserem Unterbewusstsein.

Mich überrascht das Vorgehen von Kommunikationsprofis. Von diesen Berufsgruppen möchte ich etwas mehr Kenntnis
über das menschliche Denken erwarten dürfen. Bitte keine Interpretationen: ich finde rücksichtsloses Rasen voll daneben, mir gefällt nur die Kampagne nicht. Absolut nicht.

Es gibt auch andere Meinungen dazu, wie auf dem Blog von Angela Sauer oder ein alter Beitrag in der Welt online.

Liebe Grüsse und fahrt schön lieb.
Eure Hanni Netgern

keine Zeit, keine Zeit

… totale Hektik weit und breit,
jeder ist auf seinem Trip,
kriegt die andern gar nicht mit…

treffender wie die Teenie Band aus den 90ern kann ichs nicht sagen.

Wie oft höre ich, ich hab keine Zeit: zum Bloggen, für Sport, für Freunde, Familie, für mich.

Obwohl mich das Thema Zeit schon lange fesselt, hab ich letzte Woche etwas gelernt. Ich sass beim Abendessen mit Freunden. Wir lachten, redeten und einer der Gäste schielte immer wieder aufs Handy, um auch zu sehen, was im Internet lief. Es ist ja nur ein Tweet hier, ein Kommentar dort und doch wurde mir etwas klar. Wenn wir nicht aufmerksam sind, verschwenden wir unsere Zeit. Wir sind bei keiner Beschäftigung wirklich dabei. Unkonzentriert hetzen wir durch den Alltag. Es hätte genauso gut ich sein können. Im Meeting zum Beispiel, halb zuhören und im Laptop ein paar halbe Tasks erledigen.

keine Zeit dank fehlender Aufmerksamkeit

Bildquelle: Scratchbook.ch

Ich glaube, wir haben keine Zeit, weil wir nicht aufmerksam sind. Gegenüber der Zeit, gegenüber dem was wir gerade tun, gegenüber den Menschen am Tisch. Wir verschwenden die Zeit, als hätten wir unendlich viel davon. Haben Angst etwas zu verpassen.

Vom Yoga lerne ich, dass ich eigentlich gar keine Zeit besitze. Das Leben findet genau in diesem jetzigen Moment statt. Der Yoga lehrt, genau diesen Moment zu er-leben, sich zu fokussieren. Und zwar auf genau das, was ich gerade tue. Mit der gleichen Aufmerksamkeit sollte ich Menschen behandeln. Sonst habe ich irgendwann keine Zeit UND keine Beziehungen mehr.

Das ist Karma-Yoga, der Yoga der Handlung. Mit vollem Bewusstsein etwas Tun, um Konzentration zu erlernen. Erst dann folgt die Praxis der Meditation und der innere Frieden. Dafür kann ich ruhig mal das Internet abschalten und den informationshungrigen Geist zur Ruhe kommen lassen. om shanti, meine Lieben.