Bio oder aus Mülltonnen Essen

Auf der Insel, die fürs Aussteigen und auch für Berge und einzigartige Fauna bekannt ist, hörte ich von einer für mich neue Art der Ernährung. Das Recyclen. Ungläubig fragte ich die Höhlenbewohnerin noch einmal, wie sie sich ernährt. Die Antwort, diesmal deutlich: Recyclen, das «ist in Deutschland eine politische Aktion» (wie ich später erfuhr).

Auf La Palma lebten vor tausenden Jahren die Ureinwohner, die Guanchen. Sie hinterliesen uns neben ihren ungelösten Petroglyphen ihre Höhlen, die heute wieder von Weltenbummlern, Lebenskünstlern und Suchenden bewohnt werden. Das Prinzip des Teilens und Solidarität lässt diese bunte Gemeinschaft auch in sozialer Hinsicht überleben. Ein Strassenkünstler (ein begnadeter deutscher Saxophonist) liess uns etwas in sein Leben mit Freundin in der Höhle einblicken.

bewohnte Hoehle auf La Palma (Tijarafe)

Er berichtete, dass er auf Ernährung Wert lege und auch biologische Nahrung schätzt. Er isst meist aus der Natur Früchte und normales Brot und Käse. Kleinstlebewesen auf dem Ungewaschenen seien ohnehin gut fürs Imunsystem.

Orangenbaum auf La Palma
Orangenbaum auf La Palma

Seine Freundin C. arbeitet für Kost und Logie (in einer Höhle abseits von den anderen) für eine kleinen Bioplantage bei Frohmut (eine ältere Yogini, die ihrem Namen alle Ehre macht) Die 22jährige Studienplatz-Anwärterin erzählte mir, dass sie bisher recyclen ging, bevor sie hier ankam.

Diese Leute gehen hinter Geschäfte (am liebsten Bioläden, obwohl dort das Essen nicht so lange hält, weil ohne Konservierungsstoffe) und durchsuchen die Mülltonnen nach Essbarem. Unglaubliche essbare Dinge könne man hier finden und man kann gut davon leben. Sie erzählte, das Müll immer jemandem gehöre und man sich deshalb strafbar mache. Aber das Leben ohne Geld würde so ja auch der Gesellschaft dienen. Für sie sei es aber nicht so einfach, da sie nur rohe Nahrung (Rohköstler) zu sich nimmt, darum gab sie das Recyclen für eine zeitlang auf und freute sich über die biologischen Köstlichkeiten bei Frohmut, die auch die wenigen Wanderer schätzen, die hier vorbei kommen. Auf der kleinen Farm gibt es auch Duschen und Strom aus Wind- und Sonnenenergie.

bewohnte Höhle mit etwas mehr Komfort
bewohnte Höhle mit etwas mehr Komfort

Diese Geschichte von der Müll-Ernährung beeindruckte mich sehr und ich schäme mich dafür, Essen wegzuwerfen. Manchmal einfach, weil ein frisches Brot verführerischer ist als das ältere. Doch ich finde leider keine Lösung für mein künftiges Handeln, die Recycler zu unterstützen:

Weniger kaufen?
Auf langes Verfallsdatum achten, damit die Läden mehr wegwerfen müssen?
Oder sie einfach als Spinner abstempeln? Zugegeben, das wär das Einfachste
.

So entscheide ich mich erstmal, weiterhin dem möglichst biologischen und gekochtem Essen treu zu bleiben und wünsche mir, nieee recyclen zu müssen oder zu wollen. Ich bin sehr dankbar für diesen Bericht, der mich wohl noch eine Weile beschäftigen wird. Alles Gute Euch Beiden.