Manchmal werde ich auf diese beiden ähnlichen Worte angesprochen. «Wenn man Gleichmut entwickelt, wird man dann nicht gleichgültig gegenüber allem?» Meine Erfahrung dazu ist ein klares «Nein, im Gegenteil» und Menschen die mich kennen, bestätigen vielleicht, dass ich nicht gemütlich-gleichgültig bin.
Wenn ich aber gleichmütig bin, ruhe ich in mir, betrachte eine Situation ohne heftige Emotionen (die energetisch veränderte Gedanken sind!) und kann mich in Ruhe entscheiden, ich bin im Fluss. Das Gegenteil ist eine einseitige Position. Die entsteht meist aus persönlichen Erfahrungen (Vergangenheit) und Interpretationen, oder Denk-Gewohnheiten. Diese Meinung entspricht also mehr einer vergangenen Situation als der aktuell erlebten. Dann unterliege ich Maya (der Illusion) und es fehlt die Unterscheidungskraft. Dies passiert oft bei Vorurteilen. Wir haben das Urteil schon vor-her gefällt.
Eines der lohnenswerten Ziele des Yoga ist, Viveka (Unterscheidungskraft) zu erreichen.
Um diese ich nenn sie mal ’neutrale Sicht› zu erlernen, muss ich in der Meditation einen gedanklichen Beobachtungsposten einnehmen. Ich beobachte nicht nur meine eigenen Gedanken, sondern die urteilenden Gedanken in Form von Vergangenheit (Prägungen), Gegenwart (Verstrickung) und Zukunft (Erwartungen). Viveka entsteht, wenn ich diese erkenne und mit etwas Übung auflöse. Es entsteht mehr Raum für Liebe, Güte und Verständnis und eben Gleichmut. Ich werde sensibel für beide Seiten der Situation. Aus dieser ungetäuschten Haltung heraus, kann ich mich für das Richtige entscheiden.
Es braucht etwas Mut wie das Wort Gleich-mut schon sagt, denn manchmal ist man allein damit. In einer Gruppe urteilen Menschen besonders gern ohne erneut zu prüfen. Aber Dein Umfeld wird den von Dir ausgehenden Frieden schätzen und Du/Ihr kannst die positive Energie für eine (die richtige 😉 Sache einsetzen.
Der Intellekt erlernt diesen Ablauf und später kannst Du gleichmütig agieren, ohne Dich vorher zum Meditieren zu verkrümeln. Denn das wäre nicht gerade alltagstauglich.
PS. Zugegeben, es braucht ein bisschen Übung und gelingt leichter mit einem Lehrer. Wir können uns geistige Übungen nur schwer selbst unterrichten, denn es ist nicht so leicht, das Denken zum Nichtdenken zu benutzen. Ich empfehle gerne Meditationsstunden, weil wir diese Perle des Yoga nicht aus Büchern oder CD’s erlernen können.