Vom Mut zum friedlichen Essen

Ein wenig fürchte ich mich vor dem Thema, das seit längerem in mir spukt. Klar, es geht ja um Angst.
Angst, die wir Menschen verursachen und leicht vermeiden könnten. Wir haben jedoch gelernt, das Leid der Fleisch-Ess-Lust wegen in Kauf zu nehmen. Ich möchte nicht missionieren, sondern hier meine Gedanken, Fragen und auch
meine Unwissenheit teilen:

Ein Artikel im Stern (Den ich dort online leider nicht finde, aber hier) «Esst weniger Fleisch» und in der Zeit «Lasst das» und natürlich das Buch «Tiere essen» von Jonathan Safran Foer und ein Interview dazu in der FAZ machen mir Mut. Denn genau den braucht es, um etwas mehr Frieden in unser Essen zu bringen und wohl auch, darüber öffentlich zu reden und zu schreiben. Glaubt mir, ich stelle oft am Tisch fest, dass das Thema längst nicht «selbstverständlich normal» ist und nicht ich spreche es an, aber das nur am Rande.

Das Recht des Schlaueren

Wir Menschen haben ein höheres Bewusstsein als Tiere. Dieses erlaub es uns meiner Meinung nach nicht, Tiere in Käfigen oder artfremd zu halten, um sie dann zu töten und zu verzehren. Was wäre, wenn es noch höher entwickelte, noch intelligentere Menschen gibt?

Fleisch für die Gesundheit?

«Mädchen, Du wirst krank, wenn Du kein Fleisch isst» sagte meine Oma, und sie behielt Recht. Ich hatte die Eisenzufuhr beim erstenmal unterschätzt und mein Arzt musste dies mit einer Infussion nachholen. Blöd. Aber:
Tiere, werden transportiert und haben dabei Angst. Sie schütten kurz vor ihrem Tod Adrenalin in ihr Fleisch aus. Die Angsthormone landen direkt auf dem Teller. Wir essen sozusagen die Information Angst. Ich weiss nicht, ob wir sie deshalb immer wieder neu säen. Ich lebe in einem Land, wo Strassen-Tiertransporte verboten sind und die Qualität des Fleisches nicht der der EU entspricht. Im erwähnten Stern Artikel vergleicht der Autor sie mit einem «alten klapprigen Golf». Gut, also geht es den Tieren hier etwas besser und oft wurden sie auf der grünen Weide statt mit Antibiotika gefüttert.

Der Umwelt zu liebe
Ich habe gelernt, das der CO2-Ausstoss der Fleischproduktion hoch ist und der Wasserverbrauch sehr unökologisch. Der WWF klärt unter anderem zum Thema auf und ruft auf, 3 x statt 9 pro Woche Fleisch zu essen.

Der böse Wolf hat auch gern Fleisch
Kennt Ihr die Geschichte vom Walliser Wolf? Dieser wurde kürzlich offiziell zum Abschuss freigegeben, weil er zuvor Rinder von der Weide riss. Ich mag nicht glauben, dass intelligente Menschen im Jahr 2010 keine andere Antwort wissen als ihn zu töten. «Ja, aber er hat Rinder gerissen» sagte meine Freundin. «Ja, und?» sage ich, «Das tun wir Menschen auch» Selbstverständlich habe ich Mitgefühl mit den Bauern, deren einziges Einkommen die Kühe sind. Ich glaube, solange wir richten zwischen lebenswerten (Hunde, Katzen) und nichtlebenswerten Arten (Rinder, Wölfe) wird uns keine Toleranz gelingen. Der Kreislauf der Gewalt auch unter Menschen kann, denke ich, nur durch den radikalen Stop vom Töten durchbrochen werden. So gelingt es auch leichter, friedliche Gedanken zu kultivieren. Deshalb ist im traditionellen Yoga Ahimsa (Gewaltlosigkeit) eine der wichtigsten Bedingungen, bevor die Praxis überhaupt beginnt.

Fragen die bleiben
Warum produzieren wir so viel Fleisch, dass wir es wegwerfen bzw. weiter an Tiere verfüttern müssen?
Warum verteidigen wir den Fleischkonsum mit Argumenten aus der Steinzeit?
Warum wünschen wir uns Frieden, den wir selbst einer Lust wegen, nicht bereit sind zu geben?

Nein, es sind keine rethorischen Fragen, sondern Dinge die mich bewegen und ich wünsche mir ein wirklich höheres Bewusstsein, in dem wir erkennen, dass weniger oder kein Fleisch ein nächster Schritt unser Evolution ist. Hin zu Frieden und Gewaltlosigkeit, dazu braucht es Mut zum Hinsehen, Aussprechen und an sich selbst etwas zu ändern.

PS: vegetarisches Essen ist übrigens alles andere als langweilig, ausser man isst tatsächlich nur die Beilagen.
Aber das erkennt jeder recht schnell, der die fleischlose Kochkunst erlernt.

Achso, fast hätte ich die Party-Kuh vergessen: Ich interpretiere: Erst darf die Kuh mit feiern und dann haben wir sie zum Fressen gern. Strange.

Mit Angst für Sicherheit werben?

Post von Hanni_Netgern

Versicherungsvertreter, die fiktive Horrorgeschichten erzählten, in denen ich die Hauptrolle spielte,
hatten früher gute Chancen bei mir. Das Ergebnis: ich war hoffnungslos überversichert und bereute meist jeden neuen Abschluss. Inzwischen beschäftige ich mich mit den Tücken unseres Denkinstruments und bin nicht mehr so leicht mit Angst zu manipulieren.

Angst funktioniert, wenn man sie nährt und kann schnell die Kontrolle über unser Denken und Handeln übernehmen. Ein Teil unseres Geistes, der Intellekt ist mit erdachten Notfallplänen zur Stelle.

Was passiert, wenn die Angst Menschen beherrscht?

– es geschieht etwas, oder wir hören eine traurige oder gefährliche Geschichte
– unser Intellekt ersetzt den Hauptakteur (gedanklich) vorzugsweise mit seinem Besitzer (noch lieber, wenn er was ähnliches erlebt hat)
– der Gedanke wird fortlaufend wiederholt und verändert so seine Energie (!)
– er wird fühlbar – also in seiner neuen Form eine Art Gefühl
– Adrenalin (und weitere Botenstoffe) wird ausgeschüttet und involviert neben dem Denken auch den Körper (fühlen und unwohlsein)
– in diesem Zustand können wir uns auf nichts anderes konzentrieren, alle Aufmerksamkeit gilt Notsituation (Angst)
– ist dies einmal erlebt worden, kann es sein, dass später bei ähnlichen Situationen zuerst die Emotion (biochemische
Reaktion und erst danach die Logik einsetzt.
– in kurzfristigen Ereignissen (also mit gerechtfertigter Angst) ist der Ablauf schneller und teils umgekehrt

Nun ist es nicht mehr nur eine Aufgabe des Geistes sonders des ganzen Körpers, die Angst zu kontrollieren oder ihre Kraft zu nutzen (bei realer Gefahr) oder auch abzubauen (bei Entwarnung) Gut geht das mit bspw. Schreien, Rennen oder einem grossen Kraftaufwand. Im Yoga erlernen wir Techniken, wo man schon beim ersten Gedankenimpuls (sogenannten Vrittis – Gedankenwurzeln) identifizieren, lenken, abgeben oder auch verändern können. Natürlich gibt es unzählige Arten und Auslöser für Angstzustände oder Panikattacken. Z.B. wenn sie aus chronischer Überlastung oder Traumatas hervorgeht. Dann lohnt es sich, die Ursachen anzusehen und erst dann die Mechanismen. Auf diese kann ich hier nicht eingehen, denn jede Ausprägung ist anders und sehr persönlich. Das können Psychologen wohl besser. Beeindruckend finde ich, Kinder zum Thema Angst zu beobachten. Dabei kann man nur lernen.

Was mir heute aber wichtig ist, ist unser Umgang und die Werbung bzw. Kommunikation mit Angst.

Mit Angst für das Gegenteil werben.

Auf deutschen Strassen werben/mahnen Plakate schon seit längerem mit Unfallbildern oder Todeszeichen oder trauendernden Menschen.
Die Message ist oft auch direkt an Motorradfahrer gerichtet (im Schwarzwald, hab leider kein Foto). Rast nicht (allein das «nicht» ist destruktiv) sonst droht dies oder jenes. Und das wird dann bildlich dargestellt.

Kind vom Poster
Bildquelle: runter-vom-gas.de

Diese Kommunikation ist nicht nur kontraproduktiv sondern finde ich schlicht falsch:

1. Als Motorradfahrer nimmt man 100%-konzentriert am Verkehrsgeschehen teil, plakative Bilder mit Botschaften (in Kurven!) lenken ab
2. Die meisten Unfälle mit beteiligten Zweiradfahrern entstehen, weil Autofahrer sie übersehen (bestimmt auch durch Kurven schneiden und den nötigen Platz für saubere Kurventechnik nehmen. Dies nur eine herzliche Bermerkung am Rande.
3. Angst erzeugt eine Reaktion im Geist und im Körper und später die Gegenmassnahme
4. Die Message (von manchen Plakaten) richtet sich nur an eine Gruppe Verkehrsteilnehmer, die Zweiräder, und legt damit im Vorfeld mögliche Schuldige fest. Alle anderen fühlen sich bestätigt und nicht aufgefordert selbst aufmerksam und rücksichtsvoll zu fahren.
5. Motivierende Aufklärung und positive Kommunikation sind erfolgsversprechender, weil ein Angegriffener
sich nicht angesprochen fühlt, der Geist blockt Vorwürfe ab.
6. Sind wir gewöhnt auf Plakaten zu etwas aufgefordert zu werden. Plakate = Werbung in unserem Unterbewusstsein.

Mich überrascht das Vorgehen von Kommunikationsprofis. Von diesen Berufsgruppen möchte ich etwas mehr Kenntnis
über das menschliche Denken erwarten dürfen. Bitte keine Interpretationen: ich finde rücksichtsloses Rasen voll daneben, mir gefällt nur die Kampagne nicht. Absolut nicht.

Es gibt auch andere Meinungen dazu, wie auf dem Blog von Angela Sauer oder ein alter Beitrag in der Welt online.

Liebe Grüsse und fahrt schön lieb.
Eure Hanni Netgern

keine Zeit, keine Zeit

… totale Hektik weit und breit,
jeder ist auf seinem Trip,
kriegt die andern gar nicht mit…

treffender wie die Teenie Band aus den 90ern kann ichs nicht sagen.

Wie oft höre ich, ich hab keine Zeit: zum Bloggen, für Sport, für Freunde, Familie, für mich.

Obwohl mich das Thema Zeit schon lange fesselt, hab ich letzte Woche etwas gelernt. Ich sass beim Abendessen mit Freunden. Wir lachten, redeten und einer der Gäste schielte immer wieder aufs Handy, um auch zu sehen, was im Internet lief. Es ist ja nur ein Tweet hier, ein Kommentar dort und doch wurde mir etwas klar. Wenn wir nicht aufmerksam sind, verschwenden wir unsere Zeit. Wir sind bei keiner Beschäftigung wirklich dabei. Unkonzentriert hetzen wir durch den Alltag. Es hätte genauso gut ich sein können. Im Meeting zum Beispiel, halb zuhören und im Laptop ein paar halbe Tasks erledigen.

keine Zeit dank fehlender Aufmerksamkeit

Bildquelle: Scratchbook.ch

Ich glaube, wir haben keine Zeit, weil wir nicht aufmerksam sind. Gegenüber der Zeit, gegenüber dem was wir gerade tun, gegenüber den Menschen am Tisch. Wir verschwenden die Zeit, als hätten wir unendlich viel davon. Haben Angst etwas zu verpassen.

Vom Yoga lerne ich, dass ich eigentlich gar keine Zeit besitze. Das Leben findet genau in diesem jetzigen Moment statt. Der Yoga lehrt, genau diesen Moment zu er-leben, sich zu fokussieren. Und zwar auf genau das, was ich gerade tue. Mit der gleichen Aufmerksamkeit sollte ich Menschen behandeln. Sonst habe ich irgendwann keine Zeit UND keine Beziehungen mehr.

Das ist Karma-Yoga, der Yoga der Handlung. Mit vollem Bewusstsein etwas Tun, um Konzentration zu erlernen. Erst dann folgt die Praxis der Meditation und der innere Frieden. Dafür kann ich ruhig mal das Internet abschalten und den informationshungrigen Geist zur Ruhe kommen lassen. om shanti, meine Lieben.

Der Meister Abt

Wenn ein Meister (des Yoga) einen Raum betritt, dann wissen es alle. Die Anwesenden spüren eine Art Frieden (im Sanskrit = Shanti). Ich sage ein Meister und meine natürlich auch Meisterin. Im Yoga nennen wir den meisterhaften Zustand Samadhi (dies ist das eigentliche Ziel des Yogapraktizierenden) . In buddhistischer Sprache heisst es Erleuchtung. Auch in christlichen Religionen kann der Mensch zu Lebzeiten einen solchen Geisteszustand erreichen. Auf solchem Weg merzt der Mensch alle Gifte seines Geistes (Geist hier gemeint: Denkinstrument) aus und entfaltet sein wirkliches Wesen (im Yoga ist Sein gemeint, im christlicher Sprache in etwa heiliger Geist). Die Gifte sind: Gier, Neid, Zorn, Hass und Eifersucht. In verschiedenen Traditionen weichen die Beschreibungen und Wege ein wenig ab.

Meine Oma sagt oft: «Ein Christ, der sich an die 10 Gebote hält, ist ebenso ein guter Mensch, wie ein Atheist, der sich moralisch und ethisch gut verhält.»

Früher empfand ich die Aussage immer als eine Art Legitimation, dass in meiner Heimat so gut wie niemand spirituell war/ist. Heute bedeutet mir die Weisheit meiner Grossmutter viel mehr. Alle, die sehr streng an ihren religiösen Vorstellungen haften und ihre eigene für die einzig richtige halten, bitte lest hier nicht weiter. Ich möchte niemanden verletzen. Jeder geht seinen Lebensweg allein und auf seine für ihn richtige Weise.

Also zurück zum Meister: Einem solchen zu begegnen kann ein wahrer Segen sein, eine Gelegenheit zum Lernen fürs Leben. Für mich spielt es keine Rolle mehr, wie er seine Religion / Philosophie benennt.

Wenn er:

– an seinen Eigenschaften arbeitet,
– geistige Gifte löscht
– seine Gedanken und Handlungen reflektiert,
– nicht ver-urteilt,
– selbst lernt statt nur lehrt,
– über sich lachen kann
– inneren Frieden hat
– sein Ego (kennt) und klein hält,
– seine Wahrheit nicht diktiert

dann beginnt die Meisterschaft.

Warum erzähl ich Euch das?
Der Abt berichtet über seine Kommunikation mit Twitter

Weil mir letzte Woche ein Meister begegnete. Ein katholischer Abt. Der twitternde Abt Martin repräsentiert für mich das, wofür es sich lohnt, am eigenen Geist zu arbeiten. Ein Mensch, der andere inspiriert, seine Güte grosszügig verteilt und ein weites tolerantes Herz hat. Der Abt berichtete übrigens in der Runde der Netzzunft über seine Kommunikation via Internet/Twitter. Herzlichen Dank Leila für die Idee, ihn einzuladen. Die Essenz war für mich jedoch eine andere. Im Web 2.0 weicht wahre Kommunikation immer mehr den Werbebotschaften. Charaktereigenschaften werden sichtbar und darum ist Abt Martin wohl auch so erfolgreich.

Ich verneige mich vor Abt Martin vom Kloster Einsiedeln und wünsche ihm und seinen Mönchen einen friedlichen erfüllten Lebensweg. Danke Gabi (aka Seglias) für Deine charmante Einladung, über die Begegnung zu schreiben, ich hätte es wahrscheinlich versäumt. Wer noch gerne ein paar Bilder mag. Roli (aka Rolik) hat fleissig geknipst.

Ach übrigens: So ein Mensch sagt nicht «ich bin ein Meister» und ich würde es schon gar nicht einfach glauben.

Was haben Bikinis und Saris mit Toleranz zu tun

Heute entdecke ich in der Glamour ein Modefoto, über das ich ein wenig erschrecke.

Dann lese ich: «Für dieses Foto mussten die Möche konzentriert auf den Boden oder in die Ferne blicken.
Denn unser Model direkt anzuschauen, verbietet ihr Glauben.» (nicht ganz richtig, aber darum gehts mir heut nicht).

Vielleicht liegt es daran, dass ich ohne Religion aufwuchs und mich mit verschiedenen Glauben beschäftigte. Ich empfinde bei dem Bild eine leichte Arroganz, ja sogar Intoleranz unserer westlichten Kultur. Und schon ist sie wieder in meinem Kopf. Die Idee für ein mögliches Burka-Verbot in der Schweiz. Eigentlich wollte ich nicht darüber zu schreiben, es gelingt mir nicht. Das Thema ist überall präsent. Luzerner Politiker bemühen sich um eine Ausnahmeregel für Touristen und eine Bekannte sagt «das ist wichtig für die Frauenbewegung in der Schweiz». Ich suche in Zürich nach einer Burka, damit ich besser verstehe.

Doch statt Verstehen, bleiben nur Fragen:

Warum behandeln wir Touristen anders als hier ansässige Menschen?
Warum stellen wir Traditionen einer anderen Kultur in Frage?
Warum bestehen wir in fernen Ländern (wo Schleier getragen werden) auf Bikinis oder Shorts?
Warum glauben wir, immer das Richtige zu tun?

Es ist möglich, dass die Frauen manche Gewänder aus Zwang tragen. Ich weiss es nicht. Ein Sari ist sicher eine
harmlose Variante. Manche Frauen in Indien sagten mir: «Ich liebe Saris, darin kann ich mich bequem verstecken und
fühle mich stolz. Nach vier Wochen trug ich übrigens auch einen und fühlte mich wesentlich wohler, vor fremden männlichen Blicken geschützt. Und unsere Homestay-Familie war richtig stolz.» Vielleicht auch wegen dem Respekt, den mein Sari ihrer Kultur gegenüber ausdrückte. Wieder zu Hause hatte ich noch nicht den Mut, ihn zu tragen.

übrigens sehr zu empfehlen, wer nach Karnataka reist

Wäre ich überzeugt, ein Verbot könnte die Gleichberechtigung der Frau fördern, ich würde nicht hadern. Da könnt Ihr sicher sein. Doch auch in unserer Kultur fänden wir noch genug zu tun. Im Berufsalltag hab ich auch Prüfungen zum Thema Gleichberechtigung, die ich mir gerne mit einem Verbot ersparen würde. Doch:

Der Yoga und viele Religionen lehren Respekt. So versuche ich, andere Kulturen und gesellschaftliche Strukturen, als die, in die ich geboren wurde zu respektieren. Natürlich gehören dazu auch die Sorgen der Menschen, denen die Burka fremd ist. Gelingt es mir, Anderes zu respektieren, fällt es mir leichter, tolerant zu sein. Eine schöne yogische Herzensübung, die zudem den Alltag leichter macht und vielleicht die Gleichberechtigung ein bisschen realer.

Der Geiz des Gebens

In meiner Familie ist es üblich zu geben. Zum sinnbildlichen „letzten Hemd“ fällt mir folgende Geschichte ein.
Meine Tante besuchte uns und machte meiner Mutter ein Kompliment für deren schöne Bluse. Auf der Stelle zog meine Mutter das neue Teil aus und schenkte es ihr. So erbte auch ich das Gen des Gebens und verschenkte schon als Kind meine Lieblings- (!) Spielsachen.

Ich glaube, Leute, die immer nur geben, sind davon überzeugt, immer das Richtige zu tun und es fällt ihnen schwer, etwas anzunehmen.

Als ich mit meinem Mann in Indien war, verstand ich erst wie wichtig das Nehmens ist. Als wir eine Einladung ausschlugen, weil wir grade gegessen hatten, sagte Cital, die Mutter unsere Gastfamilie „ich möchte Euch gern etwas geben, bitte gebt mir eine Gelegenheit.“ Augenblicklich verstand ich, dass ich oft erwartete, helfen, schenken und einladen zu können und anderen Menschen diese Freude verwährte.

Ich lernte, dass zum Einen auch das Andere gehört. Heute nehm ich auch mal ein Stück Kuchen an, obwohl ich grad auf Diät bin. Einfach der Freude wegen. Über die Zeit wurde mir klar, dass ich lange zu geizig war, auch mal eine Freundin um Hilfe zu bitten. Geizig deshalb, weil es schön ist zu geben und man nicht genug davon kriegen kann. Ich beobachte, dass Menschen, die immer nur „dienen“ insgeheim glauben, sie ver-dienen damit irgendetwas. Sie werden immer wieder enttäuscht, weil ihre Mitmenschen sich daran gewöhnt haben, dass die Gebenden eben nur geben und ohnehin keine Hilfe oder Anderes annehmen.

zum Geben gehört auch Nehmen

Die Yogis sagen, in einer Sache steckt immer auch die Energie des Gegenteils drin.

Die Schweiz für Tibet – Kundgebung mit dem Dalai Lama 10.04.

Die Schweizerisch Tibetische Freundschaft (GSTF) organisiert am 10. April 2010 eine Tibet-Solidaritätskundgebung,
welcher auch der Dalai Lama beiwohnen wird. Dort möchte er der Schweizer Bevölkerung für die seit 50 Jahren währende Gastfreundschaft und Unterstützung danken.

Seit Jahren sperrt sich der Bundesrat gegen einen Empfang des Dalai Lama. Auch dieses Jahr wird das Oberhaupt der Tibeter nicht empfangen, (wohinter politischen Druck aus Peking zu vermuten ist)

Mit der Kundgebung vom 10. April will die GSTF zeigen, dass sich viele Menschen solidarisch mit Tibet, dem Dalai Lama und seinem gewaltlosen Engagement für eine Lösung der Tibetfrage fühlen. Dies ist keine Protestkundgebung – vielmehr soll sie dazu beitragen, dass die Schweizer Politik ihre Haltung gegenüber Tibet überdenkt. Die GSTF lanciert deshalb eine Petition. Die Anzahl der gesammelten Unterschriften wird an der Kundgebung vom 10. April 2010 bekannt gegeben und anschliessend dem Bundesrat übergeben.

Teilnehmen und unterschreiben könnt Ihr hier. Bitte.

PS: Quelle: E-Mail der Gesellschaft Schweizerisch-Tibetischen Freundschaft (Tibetforum) Mit diesem Post unterstütze ich die Petition und wünsche mir, dass alle Menschen frei leben und ihren Glauben oder Nichtglauben friedlich praktizieren können.

Burnout – oder Denkblockade?

Ein Mensch bewältigt plötzlich seinen Alltag nicht mehr. Obwohl das Wort Burnout so geläufig wie «Grippe» ist, fragen sich die Leute, wie konnte das passieren oder haben Tipps parat. Wir sehen der Person oft nicht mal an, dass etwas nicht stimmt, geschweige denn erkennen sie selbst die wahre Ursache. Die Ursache ist auch nicht so wichtig, denke ich. Vielmehr, was tue ich nun?

Beiträge über Stress-Reduktion und Yoga-Ratgeber gibts genug inzwischen, mir gehts heute um die geistige Grundhaltung, die uns zum Burnout begleitet.

Brennt ein Mensch aus (out burning) dann schwelen meist mehrere Denk-Faktoren. Die Ursache ist nicht der aktuelle Job, ein Ereignis oder das ständige «Zuhoch-Drehen» selbst. Das sind nur irgendwann Auslöser. Das berühmte Tröpfchen zu viel im Fass. Ich dachte damals, Burnout hat etwas mit bestimmten Jobs zu tun. Wusste nicht, dass jede/r Mesch ausbrennen kann.

Mein eigener Burnout war nicht gerade prickelnd.

Ich hatte im 1997 meinen ersten Burnout, oder war es der Beginn…? … den zweiten 2001. Während meines Umzuges in die Schweiz. Ich stand unter der Dusche und konnte mich nicht mehr bewegen. Alles war blockiert. Ich schaffte es nicht, den Wasserhahn abzustellen. Der Arzt sagte ein paar Tage später. Sie sind ausgebrannt, Sie müssen sich entspannen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er sprach. Hab aber mal vorsichtshalber genickt. Das war erlernte Reaktion. Jemand sagt, was du tun sollst und dann machst du das halt.

Zuhochdrehen ist Wirkung nicht Ursache

Ich hatte Glück und begegnete ein paar Wochen später meiner Yogalehrerin. Bei ihr absolvierte ich bereits ein Jahr danach meine eigene Yogalehrerausbildung. Ich bekam neben Entspannungstechniken auch andere Impulse. Und beobachte seit her mehr meinen eigenen Geist. Das Wort Gedankenkontrolle erschreckte mich anfangs, es klingt nach Macht.  Es ist aber ein Beobachten gemeint. Das tue ich bis heut.

Ich begegnete meinen eigenen starren Gedanken und fehlende Reflektion (denn ich wusste nicht was es ist): Heute denke ich, es waren diese Konstrukte in meinem Kopf. Ich teile sie nicht hier, weil ich denke, es ist immer und bei jede/r/m so. Sondern weil ich genau das gelernt habe. Es ist immer anders. Bei mir war es:

Zeitabhängiges Denken

– mangelnde Aufmerksamkeit für das Jetzt
– Hängen an der Vergangenheit (Trauer und Positives)
– Starker Fokus auf die Zukunft, Zielstrebigkeit (wenn ich das tue, dann.. heute bin ich eher ohne Vision unterwegs und ernte dafür oft Unverständnis)
– geistige Flucht/Ablenkung statt Durchleben und Analysieren eines Leids (bei mir war es Trauer und Job-Unglücklichsein)
– unzufrieden mit der aktuellen Situation (unabhängig von der Situation selbst)

Meine Yogalehrerin sagte immer «Vergangenheit existiert nur in deiner Erinnerung, Zukunft existiert nur in deiner Vorstellung. Das einzige was ist, ist das Jetzt!»

Körperliche Abläufe

– Muskelverkrampfung (Anspannung – innere Haltung die sich im Körper spiegelt)
– die meisten Menschen ziehen bei Stress übrigens die Schultern hoch. Das kann man bewusst in der Entspannungslage (am Boden liegend korrigieren)
– Adrenalinüberschuss als eine Art Droge (Stress, Schreck, Sorgen, Ängste)
– Oberflächliche Atmung, im oberen Teil des Brustkorbes atmen viele Menschen, besonders unter Anspannung (korrigieren mit voller Yogaatmung und Ausdauersport)
– falsche Ernährung (Zucker und Adrenalin peitschen auf )
– Aktivitäten-überladung (Freizeitstress, zu viel spannende ! Aktion)
– kleine Krankheiten als Pausen-Möglichkeit ignorieren, darin war ich grossartig. Ich konnte keinesfalls im Job fehlen und war wichtig
– Mangelnde Bewegung (fehlender Adrenalinabbau) ich kannte auch die Kraft der Natur noch nicht.

Ego und Illusion

– Identifikation mit einer Aufgabe, Job etc. (ich bin Geschäftsführer)
– verhaftet sein mit Illusionen (Titel, Besitz)
– ständiges Glücklichsein als Ziel (alle sind gesund, erfolgreich, Instagram war noch weit weg, dennoch waren die anderen alle happy.)

Denkblockaden

– starres Festhalten an Ansichten, Meinungen, statt Lernen und Korrigieren
– Gedankengewohnheiten (ich bin wichtig in diesem Job, ich die Arme, habe Recht usw.)
– feste Überzeugung, dass erst ! alle Aufgaben erledigt werden müssen
– «danach ruhe ich mich aus»
– Schuldzuweisung (andere für eigene Situation verantwortlich machen, Chefin zB)
– gierig nach Erfolg, Anerkennung (sich für un-ersetzbar halten)

Den Geis feuerfest machen

Im «normalen Alltag» können solche Strukturen eine zeitlang funktionieren. Sie verhindern aber Flexibilität für sich verändernde Umstände. Yogis üben ein Leben lang, reale Situationen als gegeben zu erkennen und anzunehmen, veränderte alte abzugeben, dazuzulernen. Es ist, was es ist. So ham ist ein starkes Mantra. Es bedeutet soviel wie «ich bin» du kannst es still im Geist wiederholen, so (=einatmen) ham (=ausatmen). Ich mache das am liebsten in der Stellung des Kindes.

Es ist wichtig, immer wieder ins Hier und Jetzt als Basis allen Lebens zurück zu kehren, festgefahrene Konstrukte im Kopf prüfen und auflösen. In Meditation höre ich auf zu denken, kann Abstand gewinnen, verarbeiten, loslassen, auftanken und natürlich mein Denken korrigieren. Das scheint mir meine wichtigste Aufgabe in diesem meinen Leben.

Heute weiss ich, man ist nicht einfach nur sicher vor Burnout oder man bekommt ihn einfach. Etwa jede/r 2. in der Schweiz ist im Laufe seines Lebens mit psychischem Dispositionen konfrontiert. Wertvoll ist dann in jedem Fall, jemanden anderen helfen zu lassen. So war das für mich. Ich hatte einen Partner, der mir beistand und mich in die Yogaschule «schickte», dafür bin ich Robi sehr dankbar. 🙏

Ein flexibler Geist ist feuerfester und das muss ich ständig üben und erneuern.

nicht gut heisst gut

oder nicht schlecht heisst schlecht. So zumindest kommt eine Aussage mit Negation (Verneinung) in unserem Hirn an. In meiner Yogalehrer-Ausbildung achtete unsere Lehrerin (Rajeshwari) immer besonders darauf, dass wir positiv formulieren beim Unterrichten, weil Praktizierende so besser verstehen. Das Hirn kann (oder will?) die Verneinung anscheinend nicht umformulieren und filtert das «nicht» einfach aus der Information raus. Und weil ich ja nicht alles einfach so glaube, was man mir sagt, hab ich das dann mal ausprobiert. In einer schwierigen Haltung, dem Schulterstand, sollten die Übenden den Kopf gerade halten und möglichst nicht zur Seite drehen (z.B. um zum Nachbar zu schauen), weil das den Nackenwirbeln schadet.

Schulterstand

Ich sage also in einer Stunde, genau als alle in der Position stehen, «bitte drehe jetzt den Kopf nicht weil..bla bla..» Und was glaubt Ihr, was passiert? Richtig, fast die Hälfte der Schüler dreht den Kopf, tut also genau das Gegenteil. Das liegt an der Formulierung, wie es aussieht müssen wir die erst umformulieren, um das Richtige zu tun. Beim Yoga fährt der Intellekt (Denkinstrument) herunter und wir arbeiten mehr mit dem Unterbewusstsein, drum ist wohl der Körper schneller als die Übersetzung. Besser ist «Bitte halte den Kopf in dieser Stellung gerade». Bingo – das kommt an. In der nächsten Stunde hatte ich meine Lektion in Sachen Negation in der Kommunikation gelernt. Seither versuche ich auf diese Kleinigkeit zu achten.

Letztes Wochenende im schwäbischen Sprachraum zu Gast fiel es mir wieder auf: Die Menschen dort sagen im Dialekt «nicht schlecht» und meinen es ist «gut». Die Wirkung, die beim Empfänger ankommt ist aber mehr negativ als positiv. Die Leute könnten also einfach sagen: «gut» oder «sehr gut». Mit dieser kleine Sprachgewohnheit können wir unseren Mitmenschen ganz einfach ein bisschen Sonnenschein bringen.

Die positive Formulierung erfreut übrigens auch den Sprechenden selbst und täte auch mancher internen und externer Unternehmenskommunikation nicht schlecht, ääh gut 😉

PS: Bei natürlichen negativen Worten wie «hässlich» ist es hingegen schon charmant, «nicht schön» zu sagen. Das kleine Geheimnis der Verneinung zu kennen lohnt sich also als Beitrag zur positiven Kommunikation.

Gayatri Mantra mit dem Herzen

Mit dem Herzen sieht man nicht nur besser, sondern kann auch Mantras effektiv singen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=oz3ZNFEOS5g]

Also bei mir kommt die Botschaft des Jungen zumindest so an. Über dieses Video bin ich grad gestolpert, als ich für eine Schülerin eine Mantra-Übersetzung googlen wollte. Hab dann beschlossen, dass ich ihr und Euch diese vorenthalte, das verschreckt westlich denkende Menschen manchmal (ging zumindest mir so 😉 Ein Mantra muss man eh nicht intellektuell erfassen.

Was ist ein Mantra überhaupt?

Ein Mantra ist eine Klangenergie (ein klingendes Pendant zum Yantra, wo es um geometrische Formen geht), die sich durchs Chanten (Singen) entfaltet. Es wird benutzt zur Meditation. Man-tra setzt sich aus zwei Sanskrit-Silben zusammen und bedeutet soviel wie den «Geist (Man) befreien durch (tra)». Um das zu checken sollte man kurz das Ziel des Yoga Revue passieren lassen. «Das zur Ruhe bringen des Geistes, um im wahren Selbst (Wesen) zu ruhen». Das beschreibt sehr schön yoga-on. Durch 108maliges Wiederholen werden die vielen (oft unnötigen) Gedanken verdrängt (die oft als Ursache des Leids gesehen werden und natürlich beim Meditieren hinderlich sind) Das gilt aber nur genau während des Singens und nicht für immer.

Sonst könnten wir ja
1. Yoga einfach konsumieren, wogegen ich mich vehement wehre und
2. wär das für den Alltag tragisch, dort ist Denken recht nützlich 😉

Die Gedanken kommen also für einmal zur Ruhe. Manchmal erfährt/erlebt man auch die Botschaft des Mantras durch dessen Wiederholung. Jedes Mantra wurde übrigens durch einen Rishi (Seher) empfangen und an die Leute weiter gegeben. Man sagt ein Mantra hat auch eine Art Verschluss, dieser öffnet sich durch das wiederholende Singen. In Indien werden die Gesänge neben Meditationen auch für Rituale und im Alltag wegen ihrer heil-enden Wirkung rezitiert.

Kürzlich hab ich mal über ein Kinderspiel geschrieben, dass mich an das Chanten erinnerte. Butter, Butter, befreit den Geist, oder so.

sich nicht verbiegen, aber flexibel sein